PDA

Vollständige Version anzeigen : Zweiter Milzbrandverdacht in der Schweiz


Admiral
15.10.2001, 17:38
In Basel ist am Montagnachmittag eine weitere verdächtige Postsendung in einem Privathaushalt eingetroffen. Zuvor hatte eine Postsendung, die ein unidentifizierbares Pulver enthielt, bei Novartis eine Untersuchung ausgelöst.



[TA/sda/ap] - Am Montag traf eine weitere verdächtige Postsendung bei einer Privatperson in Basel-Stadt ein, wie der Regierungsrat mitteilte. Beim Empfänger handle es sich um keine öffentlich bekannte Person, sagte Felix Drechsler vom Informationsdienst.
Das Couvert habe ein Pulver enthalten. Die Untersuchungen der Person und der Substanz nähmen 48 Stunden in Anspruch. Im Gegensatz zum Novartis-Fall seien beim zweiten Verdacht Couvert und Inhalt sichergestellt worden. Die Staatskanzlei habe umgehend die in- und ausländische Nachbarschaft informiert. Empfänger allfälliger weiterer verdächtiger Sendungen werden aufgefordert, sich bei der Polizei zu melden.

Bereits am frühen Montagnachmittag wurde ein erster Verdachtsfall beim Pharmakonzern Novartis bekannt gegeben. Ein Mitarbeiter hatte am vergangenen Dienstag einen Brief mit unidentifizierbarem Pulver erhalten.

Der betroffene Mitarbeiter befindet sich zurzeit in ärztlicher Behandlung. Er hatte seinen Vorgesetzten am Sonntag über den Brief informiert, wie Novartis am Montag mitteilte. Das Personal wurde durch die Konzernleitung vorsorglich informiert.

Ob es sich beim verdächtigen Stoff um Milzbranderreger handelt, wird erst in einigen Tagen klar sein. Der Absender konnte nachträglich nicht mehr eruiert werden. Auf Grund der Umstände und der jetzigen Untersuchungsbefunde sei die Wahrscheinlichkeit gering, dass es sich um analoge Fälle wie in den USA handle, schreibt Novartis. Trotzdem seien die vorsorglichen Massnahmen nötig gewesen.

Wie Lorenz Hess, Mediensprecher des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), einen Bericht von Schweizer Radio DRS bestätigte, wird im Fall von Novartis abgeklärt, ob es sich bei der verdächtigen Substanz um Milzbranderreger handelt.

Der Nachweis einer Erkrankung erfolge über eine Blutanalyse, die durch jedes virologische Labor nachgewiesen werden könne. Wie Matthias Stadelmann vom Informationsdienst des AC Labor in Spiez sagte, ist mit Resultaten innerhalb von zwei bis drei Tagen zu rechnen.

In der Schweiz wurden die Vorräte an Antibiotika neu bewertet und für ausreichend erklärt. Im Rahmen der obligatorischen Landesvorsorge müssten die entsprechenden Importeure für zwei Monate einen erhöhten Bedarf decken können und über Rohstoffe für weitere vier Monate verfügen, sagte Stadelmann weiter.

In einem Ernstfall würde zuerst die Polizei aufgeboten. Diese würde via nationale Alarmzentrale den Pikettdienst des AC-Labors alarmieren, sagte Stadelmann. Dieser ist für das Einsammeln der verdächtigen Substanzen verantwortlich.

«Die Polizei ist im Umgang mit biologischen Waffen aber nicht ausgebildet», sagte Stadelmann. Die Notwendigkeit für ein Referenzlabor mit militärischen Partnern und zivilen Einrichtungen wie etwa das Tropeninstitut in Zürich ist laut Stadelmann schon seit Jahren bekannt.

Die am Donnerstag eingerichtete Hotline über mögliche Bedrohungen mit biologischen oder chemischen Waffen (033/228 16 29) werde rege benützt. Bis am Montagmittag seien bereits rund 250 Anrufe eingegangen. Insbesondere US-Reisende hätten Fragen zur Ansteckung und zum Milzbrand selber.

Panik sei aber nicht angebracht. Die Krankheit sei nicht ansteckend. Eine vorbeugende Impfung sei nicht möglich. Wer sich krank fühle und Angst habe, solle zum Arzt gehen. Am Sonntag war bekannt geworden, dass in der Schweiz ein Laboratorium zur Untersuchung möglicher biologischer Waffen gebaut werden soll.