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Vollständige Version anzeigen : einfach nur lustig!


Daniel
14.12.2002, 21:30
Jalla! Jalla!

http://www.jallajalla.dk/jalla/poster.gif

Schweden 2000
Buch und Regie: Josef Farres
Produzent: Lars Jönssen + Lukas Moodysson
Kamera: Aril Wretblad
Musik: Daniel Lemma
Darsteller: Fares Fares (Roro),Torkel Peterson (Mans),Tuva Novotny (Lisa),
Laleh Pourkarim (Yasmin),Leonard Terfelt (Paul),Jan Fares (Roros Vater),
Sofi Ahlstrom Helleday (Jenny),
Länge: 88 Min.
Verleih: Kinowelt
Kinostart: verschoben auf März 2002



Aus dem Papier sind Roro und Måns Bedienstete beim Grünflächenamt. In der Praxis kutschieren sie mit ihrem taubstummen Kollegen Benson durch die Parks und sammeln die dort gestauten Hundehaufen ein. Kein Traumjob, aber immerhin an der frischen Luft und mit viel Freizeit. Und auch sonst läuft alles prächtig; vor allem mit den Freundinnen. In letzter Zeit allerdings steht der sonst so kernige Måns mächtig unter Druck. Es hapert beim Sex. Da hilft es auch nicht, dass er sich für seine Jenny mit Rollenspielen und Fetisch-Artikeln ins Zeug legt; Måns bekommt einfach keinen mehr hoch. Und deshalb wird er von Jenny verlassen. Roros Problem ist nicht minder knifflig. Als Sohn libanesischer Einwanderer wird von ihm erwartet, dass er nach den Regeln der alten Traditionen spielt. Deshalb ist es an sich ganz normal, als sein Vater ihm eines Tages mit der hübschen Cousine Yasmin eine Braut vor die Nase setzt. Roro aber ist schon heiß und innig mit der Schwedin Lisa verbandelt, was bei seinen Eltern und vor allem bei Yasmins Bruder Paul auf wenig Verständnis stößt. Die Lage wird nicht einfacher, als Yasmin und Måns nach einem gemeinsamen Nachmittag gewisses Interesse füreinander entwickeln.

Der gegenwärtige Exportschlager der schwedischen Filmindustrie sind Gute-Laune-Filme, die ihre Substanz im Wesentlichen aus dem Umstand beziehen, dass die Geschichten und der Humor in eher ernsten gesellschaftlichen Themenbereichen verankert sind. Gallionsfigur dieser Entwicklung ist Lukas Moodysson, der mit "Raus aus Åmål" und "!Zusammen" auch hierzulande beträchtliche Arthaus-Erfolge verbuchen konnte. Mit "Jalla! Jalla!" (das arabische Pendant für "Auf geht's!, "Los jetzt") fungiert Moodysson nun erstmals in der Rolle des Produzenten und Nachwuchsförderers. Protegé ist der aus dem Libanon stammende Filmstudent Josef Fares, der mit Buch und Regie gleich die wesentlichen Kreativpositionen übernahm, die Sicherheit des Home Movies aber nicht ganz verlassen mochte: sein Bruder Jan spielt den sympathischen Zauderer Roro, dessen abgeklärt zwinkernder Vater wird von Fares Fares, dem leiblichen Vater von Josef und Jan gespielt.

Zwei ungleiche Jungs, die es sich an der Schwelle des Erwachsenendaseins gemütlich gemacht haben, werden durch keineswegs unerwartete Einflüsse aus dem Phlegma wach gerüttelt und müssen sich nun über einige entscheidende Dinge klar werden. Wie immer ist der Weg zur Selbstfindung durch allerlei Hürden verbaut. Der Kampf gegen diese Tücken, aber auch gegen die eigene Beschränktheit, bisweilen auch Faulheit ist der Motor des Genres der Reifeprüfung. Im besten Falle kann sich das Publikum unmittelbar in den Figuren und ihren Konflikten wiederfinden. Das Amüsement kommt aus der Identifikation, was hier trotz des exotisch anmutenden Culture Clashs von Orientalen und Nordländlern erstaunlich gut funktioniert.

Josef Fares zeigt in seinem ersten Spielfilm ein sicheres Gespür für Milieu- und Charakterzeichnung. Gesellschaftliche Problemfelder wie Generationenkonflikt, Integration von Einwanderern oder männliche Versagansängste nutzt er als Schubelemente einer extrem lässigen Inszenierung. Dabei gönnt sich Fares immer wieder erzählerische Kunstpausen, in denen er das Geschehen mit trockenhumoriger Situationskomik aufbricht. Die erklärten Vorbilder - Jim Jarmuschs lakonische Ironie und Kevin Smiths Zustandsberichte post-pubertärer Irrungen - erreicht Fares nicht ganz. Dafür ist sein Umgang mit Konflikten zu leichtgewichtig, buhlt er zu offenkundig mit Lacheffekten um die Gunst der Zuschauer, will er sich mit dogmatischer Handkamera cineastischen Betrachtern andienen.

In der Schauspielerführung zeigt sich aber schon eine souveräne Lässigkeit, die noch manch Großes hervorbringen kann. Und in der Verdichtung scheinbar absurder Nebensächlichkeiten zeigt sich eine unverkennbare Freude im Umgang mit filmischen Gestaltungsmitteln. "Jalla! Jalla!" hat die typischen Schwächen eines Erstlingsfilms, aber auch alle seine Stärken. In seinen guten Momenten, und es gibt viele davon, hat er einen liebenswürdigen Elan, der unwiderstehlich zum Grinsen zwingt. Vor allem aber hat er griffige Typen und Szenen, die sich einprägen und prima weiter erzählen lassen. Es wäre ein echter Verlust, wenn dieses sympathische Feel-Good-Movie wegen verleih-politischer Misswirtschaft in letzter Sekunde doch nicht in die Kinos gelangen würde.

Uwe Mies

Quelle: programmkino.de

Dem Kommentar (s.o.) kann ich mich vollkomme anschliessen. Der Film ist echt super lustig! :) Schaut ihn euch an!