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Vollständige Version anzeigen : Chevrolet Corvette: Die Legende wird 50


Aphex
20.10.2002, 20:18
50 Jahre und kein bisschen leise. Die amerikanische Sportwagen-Legende Chevrolet Corvette blickt auf eine lange und bunte Geschichte zurück. Fünf Generationen sind bis heute entstanden, die sechste steht vor der Tür.

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Die Geburtstags-Torte fällt bescheiden aus. Die Corvette von Chevrolet, seit 50 Jahren Synonym für den amerikanischen Sportwagen, Legende der hubgeräumigen V8-Power und Kultobjekt einer eingeschworenen Fangemeinde, feiert ihr Jubiläum lediglich mit einer aufgepeppten Sonderversion des Modelljahrgangs 2003.

Es hätte anders kommen können. Die sechste Generation der Corvette stand bereits in den Startlöchern. Doch dann erklomm Robert A. Lutz, ein aus dem Vollen geschnitzter Autofreak, den Sessel des Chefentwicklers bei General Motors.

Lutz machte dem heutigen Leiter der Corvette-Entwicklung, Dave Hill, einen Strich durch die Rechnung. Er ordnete Änderungen am Design an, um den Corvette-Charakter optisch zu schärfen. Die Folge: Corvette Nummer sechs kommt erst als Modell des Jahrgangs 2005.

Was zu einem weiteren Jubiläum passt. Denn dann hat der erfolgreichste Automotor aller Zeiten seinen 50. Geburtstag: der Small-Block-V8 von Chevrolet, ohne den die Corvette-Story nicht denkbar gewesen wäre.

Mit V8-Power vom Showcruiser zum Sportwagen

Erst mit dem Achtzylinder, der den zunächst in der Corvette verwendeten 3,8-Liter-Reihensechszylinder mit 150 PS und dem Temperament eines Ackergauls ablöste, kam Leben in die Corvette. Aus dem Showcruiser begann ein Sportwagen zu werden.

Für den amerikanischen Motorenbau bedeutete der V8 eine Revolution. Mit seinem dünnwandigen Block und der ingeniös einfachen Ventilsteuerung bildete er das Vorbild für alle V8-Motoren der amerikanischen Auto-Industrie.

Die Chevy-Maschine hat sämtliche Generationen der Corvette begleitet. Was heute unter der Haube sitzt, entspricht in seinen Grundzügen immer noch dem Urahn aus den fünfziger Jahren. Am Anfang hatte der Chevy-Motor nur 4,3 Liter Hubraum. Aber auch die genügten, um einer Corvette der bis 1962 gebauten ersten Generation ordentlich Dampf zu machen. Vor allem angesichts der Trommelbremsen und des den damaligen Chevrolet-Limousinen entsprechenden Fahrwerks. An heutigen Maßstäben gemessen, fährt sich eine solche Corvette wie ein Lastwagen.

Starker Motor - schwaches Fahrwerk

Das Fahrwerk war es denn auch, das Corvette-Chefingenieur Zora Arkus-Duntov bevorzugt ins Visier nahm. Gegen den Widerstand des 14. Stockwerks. Dort, im General Motors-Headquarter, sitzen die arrivierten Erbsenzähler des den einzelnen GM-Divisionen übergeordneten Corporate-Managements.

Aber Duntov setzte sich durch. Die zweite Corvette-Staffel, startend im Modelljahr 1963, erhielt eine unabhängige Hinterradaufhängung. Der neue Sportwagen trug die Bezeichnung Sting Ray (Stachelrochen) und ein von Designboss Bill Mitchell atemberaubend gestyltes Kunststoffkleid. Auch Mitchell war, wie Arkus-Duntov, ein eigensinniger Kopf. Das geteilte Rückfenster des ersten Sting Ray-Coupés verteidigte er wie eine Löwin ihre Jungen. Aber schon 1964 mußte er nachgeben. Die Strebe im Fenster verschwand. Heute gehören die "Split windows" zu den gesuchtesten Corvette-Klassikern.

Die Corvette mausert sich zum echten Sportwagen

Mit dem neuen Fahrwerk zeigte die Corvette erstmals echte Sportwagenqualitäten. auto motor und sport-Tester Paul Frère resümierte: "Wer bisher bezweifelte, dass die Amerikaner wissen, was ein richtiger Sportwagen ist, sieht sich jetzt eines Besseren belehrt." Das drastisch verbesserte Fahrverhalten stellte allerdings eine pure Notwendigkeit dar. Denn der Small-Block-V8 kletterte zügig die Evolutionsleiter hoch.

Mit 5,4 Liter Hubraum und 360 PS sorgte der Topmotor dafür, dass der Sting Ray, so Paul Frère, "eine Steigung von 24 Prozent mit 110 km/h im vierten Gang hinaufzuschießen imstande ist". Und Fritz B. Busch, der den Sting Ray in seine Galerie der "Autos für Männer, die Pfeife rauchen" einordnete, fügte hinzu: "Mit dem Sting Ray kann man noch überholen, wenn man bereits den Goldzahn im Munde des Gegners ausmachen kann." Doch nur wenige Kunden bestellten den teuren Einspritzer. Die 250 Pferde des Basistriebwerks mußten genügen.

Neue Leistungsspritze durch Big Block

Die komplizierte mechanische Einspritzung landete denn auch bald im Abseits. Chevrolet hatte einen neuen Trumpf für das Horsepower-Spiel der sechziger Jahre. Der Big Block kam, ein V8 mit größeren Dimensionen. Offiziell hieß er Mark IV, aber die Fans nennen ihn Porcupine, "Stachelschwein", weil die Ventile wie Borsten in verschiedenen Winkeln aus den Zylinderköpfen sprießen.

Die lassen den Big Block tief durchatmen. Mit 6,5 Liter Hubraum, einem Holley-Vierfachvergaser und 425 PS hatte die Corvette in den USA nur noch einen Widersacher: Carroll Shelbys Cobra. Die Cobra zeigten den Corvette auf der Rennstrecke, wo der Hammer hängt. Aber auf der Straße blieben sie, unkomfortabel und wenig alltagstauglich, rare Exoten.

Von der Leistungslust zum Leistungsfrust

Der Big Block teilte die Corvette-Gemeinde in zwei Lager. Das eine schätzte die brutale Kraft des Großkolbentriebwerks. Das andere setzte auf das weit bessere Handling der leichteren Small-Block-Varianten. Doch Ende der sechziger Jahre zählten in der US-Industrie nur drei Dinge: Leistung, Leistung und nochmals Leistung. Folgerichtig wuchs der Big Block weiter auf sieben Liter. In der dritten Corvette-Generation, nun in einem Wort "Stingray" genannt, erreichte er schließlich 7,4 Liter. "Wir haben", scherzte Zora Arkus-Duntov, "in den Zylindern etwas Material weg gebohrt. Zur Gewichtsersparnis." Eine 465-PS-Version wurde angekündigt, schaffte aber nicht den Sprung vom Prospekt in die Serienproduktion. Überbordende Versicherungsprämien, die zunehmend strengeren Abgasvorschriften und nicht zuletzt die erste Ölkrise machten den PS-Monstern den Gar aus. Der Big Block überlebte in der Corvette noch bis 1974 - vom Smog-Equipment kastriert und mit bescheidenen 270 PS.

Auch der weiter gebaute kleine V8 schwächelte. Er war inzwischen zwar bei 5,7 Liter Hubraum angekommen, aber die Umstellung auf eine realistische Leistungsmessung mit allen Zusatzaggregaten ließ die PS-Zahlen schmelzen wie Butter in der Sonne. 1975 markierte einen Einschnitt in der Corvette-Historie: Unter der Motorhaube scharrten gerade noch 165 Pferde, was ein historisches Tief bedeutete. Und Mr. Corvette, Zora Arkus-Duntov, machte den Sessel des Chefentwicklers frei für Dave McLellan. McLellan entwickelte die vierte Corvette, wobei er das 30-jährige Jubiläum elegant umschiffte. Eine Corvette des Jahrgangs 1983 gibt es nicht. Die C4, Jahrgang 1984, löste übergangslos die 82er-Modelle ab.

Ende der Stoßstangen-Power?

Ein völlig neuer Stahlrahmen und aufwendige Querlenker-Achsen - die Corvette näherte sich mehr und mehr europäischen Maßstäben. McLellan verfolgte diese Linie konsequent, auch auf der Motorenseite. Zusammen mit dem damals zu GM gehörenden britischen Sportwagenhersteller Lotus wurde ein Leichtmetall-Achtzylinder mit oben liegenden Nockenwellen und Vierventiltechnik entwickelt. Ab 1990 befeuerte er die Corvette ZR-1 mit 380 PS.

Ende der Stoßstangen-Power? Von wegen. Der teure ZR-Motor blieb eine Randnotiz in der Corvette-Geschichte. Der alte Small Block triumphierte. Zentrale Nockenwelle und Zweiventiltechnik erweisen sich auch im neuen Jahrtausend als überlebensfähig. Geringe Reibungsverluste und entsprechend günstige Verbrauchswerte sprechen für das Uralt-Konzept.

Der Dampf, so bestätigt GM-Motorenentwickler Fritz Indra die bewährte US-Masche, kommt besser aus dem Hubraum als aus der Drehzahl. In der nächsten Corvette, die nicht mehr viel größer sein wird als ein Porsche Carrera, verteilen sich sechs Liter auf die acht Zylinder des Small Blocks. Leistung: über 400 PS.

auto.t-online.de - 19.10.2002

Aphex
20.10.2002, 20:28
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Die erste Generation (1953-1962)

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Die zweite Generation (1963-1967) erhielt den Beinamen Sting Ray

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Die dritte Generation (1968-1982) prägte den Begriff "Coke-bottle-shape"

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Generation Nummer vier (1984 - 1996)

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Die aktuelle fünfte Generation (ab 1997). Sie soll voraussichtlich 2005 abgelöst werden.