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Vollständige Version anzeigen : Liebe und Verliebtsein


Pacifica
03.05.2002, 12:27
Wie würdet ihr den Unterschied zwischen Liebe und Verliebtsein beschreiben? Ich habe einmal folgende Erklärung gelesen. Was haltet ihr davon:

Wenn man jemanden WEGEN etwas liebt (blaue Augen, gute Figur, liebevoller Umgang, schöne Hände), dann ist das Verliebtheit. Wenn man jemanden TROTZ etwas liebt (Zahnpasta im Waschbecken, dreckige Fingernägeln, Schwatzhaftigkeit, krumme Nase (:D), dann ist es LIEBE.

tina
03.05.2002, 15:41
hi paci,
das ist eine ganz schwierige frage. und ich bin sicher, wenn ich
ein paar gedanken dazu los geworden bin, fällt mir noch vieles
andere nachträglich ein.
mit 20 oder 30 hätte ich dir auch sicherlich andere antworten gegeben als jetzt.
erstens muss der mann mich natürlich äußerlich anziehen, aber nur äußerliches funktioniert nicht. aber ich kann auch jemand hässliches durchaus als erotisch empfinden, aber dann muss natürlich noch der charakter dazukommen.
also schwarze fingernägel :( etc., ich weiß nicht. das hört sich in meinen ohren ganz schwer danach an: wenn du mich liebst, nimmst du mich in kauf wie ich bin.
in einer einigermassen gesunden beziehung muss halt jeder ab-und zugeben, und auch mal das machen, was der andere will,
aber alles in grenzen. und wenn ich mich nicht von schwarzen fingernägel anfassen lassen will oder sonstiger mangelnder hygiene, muss er sich danach richten oder es seinlassen.
andererseits bin ich ja auch kooperationsbereit.
und schwatzhaftigkeit: würde ich gar nicht tolerieren. könnte ja wohl nicht sein, dass mein mann intimes von uns öffentlich erzählt?
aber deine beispiele waren ja auch nur witzig gedacht.

eine standartantwort gibt es sicherlich nicht. und ganz, ganz
schwierig. viele paare behaupten sich auch zu lieben, aber in
wirklichkeit ist alles nur gewohnheit.
o.k. - fazit: ob es liebe ist, weiß jeder eigentlich nur für sich, und zwar dann, wenn er ganz e h r l i c h in sein inneres horcht.
kommt dann keine eindeutige antwort, wird es allerdings schwierig, aber das war ja nicht die frage. ;)

gruesse
:)

Skarabaeus
05.05.2002, 14:46
Hihi ein ganz schweres Thema.

Verliebt sein ist ein ein kurzes Gefühl der verzückung, in der man sich der Reize des Partners nicht erwehren kann. Es hat etwas Vergängliches für mich. Es gibt nichts Negatives am Partner oder dem Objekt des Verliebtseins. Man würde in diesen Momenten einfach alles tun für diesen Menschen, das Denken wird durch Gefühle ersetzt. Es kommt und geht oft ohne eigenem zu tun.

Liebe ist eher ein Gegensatz oder vielleicht auch nur eine Ergänzung. Man sieht schon klar irgendwelche Macken am anderen, aber man akzeptiert sie. Man wird eigene Macken die den anderen wesentlich stören ihm zu Liebe aufgeben, aber eine eigenständige denkende Persönlichkeit bleiben. Es ist etwas, das man nicht oft hat im Leben und man muß ständig darum kämpfen. Liebe ist ein Geschenk des anderen ein Geschenk des Vertrauens und der Wärme.

Eowyn
05.05.2002, 20:09
Wenn man wirklich liebt dann weiss man es einfach.
Ich hatte schon ein paar Beziehungen und dachte auch dort ich hätte geliebt.
Als ich dann tatsächlich liebte, und zwar den Vater meiner Tochter, war es etwas so substantielles, tiefes, erfüllendes, ohne dass es geschmerzt hätte. Und bis heute finde ich wirklich nicht die richtigen Worte dafür, weil Liebe einfach ist.
Damals habe ich ein wunderschönes, zufriedenes Jahr dafür gebraucht. Liebe braucht Zeit, sie braucht Aufmerksamkeit, und wenn sie da ist, muss man sie festhalten, ohne sie zu erdrücken.

Catmusic
08.05.2002, 08:43
MOIN

also ich muss eowyn vollkomen recht geben.

ich bin der meinung das verliebt sein sich mehr im bauch abspielt, sprich schmetterlinge und so. man freut sich darauf den anderen zu sehen und kann die stunden bis dahin kaum erwarten.

liebe ist aber für mich eher eine sache die sich auch im altag zeigt und die einem über die probleme die einen tag täglich treffen hinweghilft.

verliebt sein ist ein schönes gefühl, liebe aber ein viel schöneres.

Love is like a Ring and a Ring has no end.

CAT

Skarabaeus
09.05.2002, 21:32
Ich glaube Liebe hat mit viel harter Arbeit an seiner eigenen Persönlichkeit zu tun. Man muß etwas einfach tun für die Liebe, sonst vergeht sie wie ein Blume ohne Wasser.

Winnetwo
10.05.2002, 21:06
Wer sich selbst liebenswert verhält, erfährt und weiß mehr von der Liebe als jene, die darauf warten, dass sie irgendjemand um sie selber willen liebt nur weil sie gerade da sind und die sich wenig oder nicht liebeswürdig zeigen.

femme_fatale
11.05.2002, 19:09
Verliebtsein ist wie ein Rausch der Sinne, der aber meist von kurzer Dauer ist.
Liebe ist unendlich - wie ein Ring wie CAT sagt. Nur wer sich selbst auch liebt und diese Liebe weitergibt, wird sie auch erwidert bekommen.

Pacifica
14.05.2002, 10:34
Schön, wie ihr alle den Ball aufgenommen habt. :)

Ich sehe zwischen "Liebe" und "Verliebtsein" auch einen grossen Unterschied. Verlieben kann ich mich auf den ersten Blick. Das ist so eine Mischung aus Projektion, positiven Erinnerungen, körperlicher Anziehungskraft (Geruch, Aussehen, Körpersprache) etc. wohl fast "animalisch" Ich kann mich auch erst nach einer Weile verlieben, dann kommt zum obigen auch noch Sympathie, gemeinsame Interessen, auch gegenteilige Meinungen können anziehend wirken.

Aus dieser Verliebtheit kann sich durchaus auch Liebe entwickeln. Aber zur Liebe gehört meiner Meinung nach mehr: Verantwortung für den anderen, viel harte Arbeit an sich selbst und an der Beziehung, Ueberwindung von Andersartigkeiten und gemeinsame Suche nach Kompromissen, etc. etc.

Im psychologischen Sinn wird Verliebtheit wohl auch als eine Projektion des "höheren Ichs" betrachtet. Man glaubt unbewusst, im anderen den idealisierten, wohl nicht voll ausgelebten, Teil seiner selbst zu erkennen. Was haltet ihr von dieser Theorie?

In dieser Hinsicht habe ich ein Erlebnis aus meiner Schatztruhe, das mir nachträglich bestätigt, das Verliebtsein in diese Richtung gehen könnte. Mir hat einmal ein (nebenbei: wahnsinnig gutaussehender :D , ganz mein "Typ") Architekt einen Raum in einem unserer Amtshäuser gezeigt, der völlig unbekannt und nicht öffentlich zugänglich ist. Er liegt im Keller des Polizeigebäudes. Der Raum ist über und über bemalt in einer Farbfülle, die ich selten gesehen habe. Der Architekt hatte diesen Raum renoviert und neu beleuchtet. Da die dominante Farbe Rot ist, strahlte der Raum eine Wärme aus, die mir in alle Glieder fuhr. Es war ein total sinnliches Erlebnis. Ich weiss schon lange, dass ich eine optisch-künstlerische Seite habe, die ich nicht auslebe, weil ich weder malen noch zeichnen kann und fürchterlich ungeschickt bin. Hier wurde sie mir vor Augen geführt und wurde auch noch "verkörpert". Aus diesem Keller bin ich bis über beide Ohren verknallt hochgestiegen!

Nun ja, beides ist herrlich ... Verliebtsein, weil man dann so richtig spürt, dass man LEBT, himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt, das ist egal, lebendig sein ist wichtig.

Und die Liebe, because "love makes the world go round". Schön, das Bild von CAT mit dem Ring. Sie erneuert sich immer selber und trägt uns durch die schwierigen Zeiten unseres Lebens.

Ron
17.05.2002, 23:12
dein einleitender satz ist nicht verkehrt Paci aber auch sehr allgemein.

ich denke verliebt sein ist meistens zeitlich begrenzt wobei Liebe zeitlos ist.
Verliebt sein kann man auf Distanz und hin und wieder so, dass es der/die andere gar nicht merkt.

Verliebt sein wird dem zur Folge auch nicht immer erwidert, was besonders bitter ist.
Verliebt ist man meist nur in eine Person, lieben tut(schlechtes Wort)man viele.Ich liebe meine Frau , meine Kinder, meine Mutti, meinen Papi , auch meine Geschwister.

Demnach kann man auch gleiche Geschlechter lieben,

Unerwiderte Verliebtheit tut fast nicht weh, unerwiderte Liebe tut sehr weh.

Ich bleib dabei, verliebt ist man oft und kurz
Liebe ist für immer

hiernoch zwei passende Zitate

Ein Verliebter ist, der liebenswerter sein will
als er ist; darum sind fast alle Verliebten lächerlich.
Chamfort
Verliebtheit ist eine psychische Angina,
ein Zustand geistiger Verengung.
Ortega y Gasset

cleopatra
11.06.2002, 10:50
Original geschrieben von femme_fatale
Verliebtsein ist wie ein Rausch der Sinne, der aber meist von kurzer Dauer ist.
Liebe ist unendlich - wie ein Ring wie CAT sagt. Nur wer sich selbst auch liebt und diese Liebe weitergibt, wird sie auch erwidert bekommen.

Also meine liebe femme_fatale (halloooo übrigens!!!), da muss ich dir leider ein bisschen widersprechen:

zu 1)
Verliebtsein muss nicht unbedingt nur ein KURZER Rausch der Sinne sein, ich war mal sehr, sehr lange verliebt...mit allem drum und dran...kann aber auch daran gelegen haben, dass uns ein Ozean voneinander getrennt hat und wir uns nur selten gesehen haben....also gar keine Gelegenheit hatten, Alltag und Routine (welche das Verliebtsein letztendlich töten) zu erleben.

zu 2)
Liebe ist leider allzu oft nicht unendlich...jedenfalls nicht diese Art von Liebe, von der wir hier sprechen. Wenn ich ganz genau in meinem Umfeld hinschaue -und das tu ich- dann sehe ich da eine ganz andere Realität...

Ich finde, ewige Liebe + Treue ist ein Mythos und auch eine Gesellschaftslüge...nur die meisten wollen es nicht wahrhaben, weils weh tut.

Ich glaube schon, dass Liebe ewig halten kann, z.b. werde ich meine grosse Liebe immer lieben, auf eine Art...aber das ist eher ein anderes Gefühl, das Wort Liebe trifft es nciht so ganz.

Ob ihr es nun wahrhaben wollt oder nicht, Liebe zwischen Mann und Frau hat wirklich sehr viel mit sexueller Anziehung zu tun...das muss auch so sein.
Alles andere ist harte Arbeit....jede Beziehung...insofern ist Liebe kein Geschenk. Und man muss sich dann auch mal entscheiden, ich glaube jeder in einer längeren Beziehung verliebt sich zwischendurch mal in jemand anders...oder wünscht sich wieder das Gefühl des Verliebtseins... (das läuft dann wohl auf Seitensprung hinaus), was ist einem dann wichtiger?

naja, irgendwie bin ich da nicht mehr so naiv wie viele andere...war ich eigentlich auch noch nie.
Trotzdem ist Liebe etwas sehr schönes und dass sie einem nicht nur geschenkt wird, sondern dass man auch was dafür tun muss, macht vielleicht auch ihren besonderen Reiz und Charme aus.

oder so.... ;)

cleo

cleopatra
11.06.2002, 10:52
ups...sorry

tina
13.06.2002, 11:26
hi,
habe mir nochmal die beiträge angesehen.
jeder für sich ist gut und irgendwo nachvollziehbar.

cleo - dein beitrag spricht mich auch sehr an. solltest öfters posten. :)

LION
07.07.2002, 08:49
paci's erstes posting beschreibt den unterschied sehr gut, finde ich.

man sagt: "liebe macht blind".
meint ihr, dass man die fehler des anderen nicht sieht, oder dass die toleranzgrenzen sehr stark erweitert werden?
oder macht verliebtsein blind?

tina
07.07.2002, 15:44
hi,
habe mir nochmals alles durchgelesen und finde immer noch,
dass alle beiträge sehr gut und nachvollziehbar sind.
und doch denke ich, cleo hat recht, dass liebe nicht unendlich ist
in der regel. und verliebtsein muss nicht zwangsläufig kurzfristiger natur sein. aber ob jetzt liebe oder verliebtheit, es ist eine wunderschöne sache, die ich nie missen wollte und will.
und ich finde irgendwie, das sind wortspielereien, ob verliebtsein oder liebe. für mich ist das gefühl an sich vonbedeutung.

klar, am anfang der verliebtheit kennt man den partner noch nicht so gut wie nach jahren, aber deshalb sind die gefühle doch trotzdem echt. blind bin ich deshalb noch nie gewesen,
aber es stimmt, dass meine toleranzgrenze im falle
verliebtheit oder liebe stark erweitert ist.
ich sehe schon, ob manches ein wunschdenken von mir ist, oder
ob da eine realität ist.
ist alles eher einseitig, muss man halt entscheiden.
und da muss ich ron widersprechen: unerwiderte verliebtheit kann auch sehr weh tun.
aber vielleicht ist alles auch nur eine frage des selbstbewusstseins??? ein mensch, der sehr selbstbewusst ist,
kommt sicherlich mit einer enttäuschung besser zurecht als ein
weniger selbstbewusster mensch, der dann nach einer enttäuschung in seiner "substanz" oder seele getroffen wurde.
aber das geht vermutlich jetzt am thema vorbei, oder? ;)

habe gerade ein paar passende zeilen zum thema gefunden:


Am Anfang war es "nichts".
Aus "nichts" wurde "Neugier".
Und aus "Neugier" wurde "Begierde".
Auf "Begierde" folgten "Gefühle".
... so unergründlich schön.
Jetzt nenne ich es "LIEBE".