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Vollständige Version anzeigen : Dunkle Punkte im Leben


Skarabaeus
02.05.2002, 18:45
Ein Thread der sicherlich bald in der Versenkung verschwindet, da keiner sich dazu äußern will oder sich daran erinnern will.

Dunkle Punkte im Leben, ich denke sie hat jeder, diese Punkte im Leben an denen er etwas getan hat. Einen Punkt den man vergessen will, der einem die Schattenseiten seiner Selbst aufzeigt. Das Unvermögen der richtigen Handlung.

Ich will mal ein wenig über den Sinn oder Unsinn dieser Punkte philosophieren. Wie gesagt ich denke jeder hat diese Punkte. Sie dienen unserer Entwicklung, aber nur dann wenn wir ihrer bewußt werden. Ich weiß nicht was besser ist ihrer Bewußt werden und sich der Schuld klar werden und amit den Rest des Lebens leben oder es nie bemerken, nie ändern oder verdrängen.

Ich weiß es nicht was richtig ist dabei, vor allem, weil ich denke daß die Menschen viel Schuld auf sich Laden ohen es zu merken und immer mehr immer mehr. Wahrscheinlich ist die Erkenntniss das im ersten Moment härtere und gemeinere, aber langfristig das bessere.

Vergiß nicht deine dunklen Punkte und deine Erinnerungen.

Ramto
03.05.2002, 08:47
Ich spreche in dem Sinn meist von der Bipolarität unserer Welt. Wir sind es doch auch...
Dunkelheit und Licht! Man würde das Licht nicht schätzen, wüßte man nicht um die Dunkelheit...

Pacifica
03.05.2002, 09:20
An solche dunklen Dinge kann ich mich natürlich vielfach erinnern. Manche nagen sogar heute noch an meinem Gemüt, obwohl sie längst abgelegte Geschichten sein sollten. Aus aktuellem Anlass, eine kleine Geschichte:

Ich bin 1942 in Japan geboren und habe das Ende des II. Weltkriegs dort in einem Fischerdorf erlebt. Somit fühlte ich mich immer als Ausssenseiterin. Als die Amerikaner nach dem Krieg das Land besetzten, wurde es für uns Kinder etwas leichter. Unsere westlichen Gesichter waren nicht mehr die einzigen in einem Meer von Asiaten, und die amerikanischen Soldaten liebten uns, denn wir erinnerten sie an ihre eigenen Kinder. Wir wurden mit Schokolade, Kaugummi, Coca Cola überhäuft, nachdem wir jahrelang gehungert hatten und solche Sachen noch nie gesehen hatten. (Daher stammt heute noch meine emotional unkritische Haltung gegenüber Amerikanern, die mit meinem kritischen Gehirn kämpft).

Nach einige Monaten zogen amerikanische Familien nach Japan, und ich hatte endlich Spielkameraden, die mich nicht auslachten, weil ich so RIESENGROSS war und anders aussah. Stundenlang haben wir im Sandkasten gespielt, der am Rande unserer beiden Grundstücke lag. Eines Tages hatten die anderen Kinder schulfrei, weil es ein amerikanischer Feiertag war. Als ich aber nach der Schule auf dem Spielplatz auftauchte, waren die anderen schon beim Nachtessen, hatten aber den ganzen Tag lang weiter an einer Stadt im Sand gebaut, die meine Idee gewesen war. Ich erinnere mich noch so gut an das Gefühl von Hilflosigkeit und Ausgeschlossensein. Wieder war ich ja die Aussenseiterin. Und ja, ich schäme mich noch heute ... ich habe die Stadt zerstört.

Als die Kinder wieder zum Spielen rauskamen, sass ich heulend im Sand. Aber meine Tat hatte mir nicht geholfen. Im Gegenteil, dadurch hatte ich mich noch mehr zur Aussenseiterin gestempelt. Nun waren die anderen auch noch wütend auf mich. Nur eine Mutter, sie muss ein psychologisches, pädagogisches Naturtalent gewesen sein. Sie nahm mich in den Arm, sie tröstete mich, und sie liess mich heulen, bis ich ihr erklären konnte, wie ich mich gefühlt hatte und warum ich das getan hatte. Sie konnte das den anderen Kindern vermitteln, und in aller Ruhe bauten wir miteinander die Stadt wieder auf.

An diese Geschichte erinnerte ich mich vor zwei Tagen, als ich hier ins Board kam und alle soviele Karma-Punkte hatten, nur ich nicht. Blöd was? Jetzt bin ich 60 Jahre alt, und dieses kindliche Gefühl von Ausgeschlossensein und "nicht-dazu-gehören" beschleicht mich immer noch.

tina
03.05.2002, 09:45
also wirklich, pacifica!!
das ist doch aber wirklich nicht nötig!!!
also ich finde deine beiträge einmalig. und vielleicht erinnerst du
dich, ich hätte dir allein 100 punkte gegeben für nur einen
beitrag, wenn das gegangen wäre.

finde deine vergangenheit interessant. aber für dich war es
natürlich weniger schön. aber gerade das macht es doch aus,
was und wie du heute bist.
und gerade davon profitieren wir ja jetzt alle.
bin zwar noch nicht solange hier, aber ich glaube das schon erkannt zu haben.

danke

Pacifica
03.05.2002, 10:10
Danke tina,

es hilft meiner oft geschundenen Seele sehr, dass du solche lieben Worte für mich findest. :) Ich habe viel erlebt und gesehen, und jetzt gebe ich mir einfach Mühe, andere Menschen so zu behandeln, wie ich gerne selber behandelt werden möchte. Immer gelingt mir das nicht, das ist klar, und oft sage und schreibe ich auch Sachen, die ich lieber nicht rausgelassen hätte. :) Aber je mehr ich lerne, zu meinen Schwächen zu stehen, desto besser geht es mir und desto leichter scheint das Leben zu bewältigen!

Du tust unserem Board gut! Schön, dass du hier bist.

Skarabaeus
03.05.2002, 11:14
Wauw ich bin immer wieder überrascht was für tolle Menschen wir hier im Board haben. Gilt im übrigen an Alle.

Ich denke daß diese Schwächen wenn sie einem bekannt sind auch einen pers. Stärken können. Wer um seine Schwächen weiß, kann damit umgehen und kennt aber auch seine Stärken.