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Vollständige Version anzeigen : Doubleclick stellt "Ad Profiling Service" ein


Pacifica
09.01.2002, 18:36
"Ad Profiling Service" eingestellt
09.01.2002

Eine aktuelle Meldung von C|Net überrascht langjährige Beobachter der Online-Werbung dann doch: DoubleClick, führender US-Vermarkter bzw. Anbieter von Server-Lösungen in diesem Bereich stellt seinen "Ad Profiling Service" ein.

http://news.cnet.com/news/0-1005-200-8407125.html


Was dieser "Ad Profiling Service" genau ist, kann dabei kaum genau bestimmt werden. DoubleClick hat dazu bisher nur soviel an Details veröffentlicht, wie zur Information und Persuasion (Überzeugung) der Werbekunden notwendig war. Kein ungewöhnliches Phänomen in einer Branche, die ständig gegen die Kritik von Datenschützern und Verbrauchern antreten muss.

Im Grunde geht es aber - wie der Name schon sagt - um die Bildung von Profilen, genauer gesagt von Anwenderprofilen. Mit Hilfe von Cookies, die bei der Einblendung von Werbe-Bannern über die DoubleClick-Server hinterlassen und übermittelt werden, lassen sich Bewegungsmuster erstellen. Und damit Interessenprofile, die wiederum eine zielgruppengerechte Belieferung mit Werbeinformationen zulassen.

Welche Rolle dabei Offline-Datenbanken spielten, wurde nie en detail erklärt. Tatsache ist, dass DoubleClick schon vor Jahren die Firma Abacus übernahm, die solche Datenbanken erstellte und vermarktete. Für Datenschützer war das schon immer ein Dorn im Auge, denn diese Informationen in Verbindung mit den Online-Bewegungsprofilen und den Benutzerangaben auf Web-Sites machen den gläsernen Kunden möglich. Inwieweit das wirklich realisiert wurde, ist wie gesagt ungewiss. Es wird allerdings berichtet, dass DoubleClick etwa 100 Millionen individuelle Benutzerprofile in seinem "Ad Profiling Service" pflegte. "Profile" entsprechen dabei vermutlich Individuen.

Dieser Dienst existiert nun aber nicht mehr. Nach Informationen von C|Net war die Fortführung zu kostspielig geworden. Zumindest im WWW seien die vom Werbekunden zu tragenden Kosten zu hoch. Ob die Datenbestände für Zwecke der Mail-Werbung weiter verwendet werden, ist eine andere Frage.

Fraglich ist weiterhin, ob die Kosten wirklich der einzige Grund für die Einstellung dieses Dienstes sind. Generell sitzen alle Anbieter von Ad Server-Dienstleistungen derzeit auf glühenden Kohlen. Hintergrund ist dabei u.a. der noch nicht ratifizierte Richtlinienvorschlag des EU-Parlaments zum "Datenschutz in der elektronischen Kommunikation".

http://www.intern.de/news/2238.html
http://www.intern.de/news/2274.html


Diese Richtlinie soll den Einsatz von Cookie-Technologien zur Überwachung des Verbraucherverhaltens ohne Wissen und Zustimmung der Verbraucher verbieten. Auch wenn diese Direktive selbst nach der Verabschiedung noch keine Gesetzeskraft hat, so wird sie den Online-Werbemarkt dennoch nachhaltig beeinflussen.

Und das nicht nur in Europa. Die gesetzlichen Vorgaben, den Datenschutz betreffend, sind zwar auf beiden Seiten des Atlantik sehr verschieden. Doch beide Weltregionen beeinflussen sich schon jetzt stärker, als manche das vielleicht wahrhaben wollen. Das betrifft die transatlantische Nutzung von Internet-Inhalten und eCommerce-Angeboten ebenso, wie die jeweils vorherrschenden Verbrauchereinstellungen gegenüber den Maßnahmen der Werbeindustrie.

Amerikanische Anwender sind in den vergangenen Jahren in dieser Hinsicht zweifellos sensibilisiert worden. Und europäische Anwender dürften bemerkt haben, dass der sie bisher umgebende Schutz durch gesetzliche Datenschutzbestimmungen im Internet an seine Grenzen stößt. Oder genauer gesagt, dass diese Bestimmungen vielfach ignoriert werden.

Diese Entwicklung birgt ein Risikopotential für alle Anbieter der Branche, solange noch keine politische Lösung gefunden wurde. Und die politischen Fronten sind immer noch hart. US-Präsident Bush bezeichnete die europäischen Vorstellungen zum Datenschutz zuletzt als "nicht kompatibel zur realen Welt". Die EU-Kommission hat dagegen in diesem Zusammenhang schon mit Sperrmaßnahmen gegen andere Nationen gedroht.

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, scheinen die finanziellen Aspekte nicht mehr so bedeutsam für die aktuelle Entscheidung von Doubleclick. Auch wenn mit dem "Ad Profiling Service" sowieso nur der vermutlich extremste Eingriff in die Privatsphäre gestorben ist.

Aus www.intern.de