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Vollständige Version anzeigen : Dolly leidet unter Arthritis


Walpurgis
04.01.2002, 21:29
Schon in relativ jungen Jahren ist das erste Klonschaf der Welt an einer Gelenkentzündung erkrankt. Möglicherweise ist das Gebrechen eine Folge des Klonens, warnt Dollys Schöpfer, der schottische Forscher Ian Wilmut.

Viele von Dollys geklonten Artgenossen starben bereits im Mutterleib oder kurz nach der Geburt. Im Gegensatz dazu kann das erste Klonschaf der Welt bereits auf ein über fünfjähriges Leben zurückblicken. Doch jetzt ist auch die Gesundheit des Vorzeigetiers angeschlagen: Wie am Freitag bekannt wurde, leidet Dolly unter Arthritis.
Die Erkrankung dürfte die Diskussion über die Risiken des Klonens erneut in Gang bringen. Die entscheidende Frage sei nun, ob die Gelenkentzündung im linken Hinterbein etwas mit dem Verfahren zu tun habe, sagte der Schöpfer des Klonschafs, Ian Wilmut vom Roslin Institute bei Edinburgh, dem britischen Rundfunk BBC. Dolly war am 5. Juli 1996 geboren worden, nachdem Wilmut der Euterzelle eines erwachsenen Schafs das Erbgut entnommen und in eine zuvor entkernte Eizelle eingesetzt hatte.

Wie der Wissenschaftler erklärte, ist Arthritis bei einem relativ jungen Schaf wie Dolly ungewöhnlich. "Wir wissen schon, dass es eine ungewöhnliche Häufigkeit von Todesfällen bei der Geburt geklonter Tiere gibt", so Wilmut. "Wir müssen nun erforschen, ob Krankheiten wie Arthritis, die normalerweise mit höherem Alter verbunden sind, sich normal ereignen oder ob die Häufigkeit ungewöhnlich hoch ist."

Wilmut zufolge ist es zwar noch zu früh, um Schlussfolgerungen aus Dollys Erkrankung zu ziehen. Allerdings hält der Experte eingehende Forschungen zur Gesundheit geklonter Tiere sowie einen besseren Informationsaustausch zwischen Biotech-Firmen für unverzichtbar. Wilmut: "Die Tatsache, dass Dolly in vergleichsweise geringem Alter Arthritis hat, legt die Vermutung nahe, dass es Probleme geben könnte. Wir wissen es nicht, und es ist sehr wichtig, dass wir es herausfinden."

Die Nachricht von Dollys Gelenkentzündung schlug an der Londoner Börse wie ein Bombe ein: Die Aktie der Firma PPL Therapeutics, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Wilmut-Teams vermarktet, verlor kurz nach Bekanntwerden der Erkrankung 15 Prozent ihres Wertes und sank auf 62 Pence. Sie hatte erst am Mittwoch spektakulär zugelegt, nachdem in einer US-Niederlassung von PPL fünf Schweine geklont worden waren, deren Organe bei einer Transplantation nicht mehr vom Immunsystem des Menschen abgestoßen werden sollen.

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