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Vollständige Version anzeigen : Reggae


HansA
27.12.2001, 23:57
Rastafarianismus


“Rastafari lehrt die Liebe, völligen Frieden und Brüderlichkeit unter den Menschen. “

Das Grundprinzip der Rasta-Theologie ist die göttliche Herrschaft Kaiser Haile Selassie I. Der Glaube beinhaltet, daß Gott zwar in jedem Menschen ist, aber nur ein Mensch, nämlich Haile Selassie, die Attribute der Göttlichkeit manifestiert. Gott ist Jah, was vom jüdischen Jehova abgeleitet ist, und Haile Selassie ist Rastafari. Rastafari setzt sich zusammen aus Ras (König, Kopf - der Titel, den Selassie als Regent und Berater der Kaiserin bekam) und Tafari, dem Geburtsnamen Selassies. Die Brüder sind Rastas.


Für die Rastas und ihren Glauben ist die Hautfarbe, Rasse und Nationalität vollkommen unwesentlich. Sie wissen jedoch, daß jeder Mensch bzw. jedes Volk an seinen eigenen Gott glauben muß, und sich nicht einen fremden Glauben aufdrängen lassen kann.

“Ohne Kompromisse einzugehen sagen wir, daß wir Gott nicht durch die Augen der Asiaten erblicken können, wir können Gott auch nicht mit den Augen der Araber betrachten und wir können Gott nicht mit den Augen der Römer sehen. Wir müssen Gott mit den Augen des schwarzen Mannes betrachten. Deshalb begreifen wir Gott heute als schwarzen Mann, der kommt, um die gefangenen Sklaven zu befreien und die Unterdrücker niederzumachen.” (Sam Brown)

Afrika ist für die Rastas der zentrale Ursprung religiöser Geschichte und demzufolge schreiben sie die ursprünglichen Aufzeichnungen der Bibel auch den schwarzen Afrikanern zu. Die Bibel ist für sie als Buch der Bücher sehr wichtig aber nicht ganz wörtlich zu nehmen, da sie nur die “weiße Version” der ursprünglichen Wahrheit ist. Die Erklärung dafür klingt einleuchtend: Da die Europäer nach der Versklavung der Afrikaner ohne fundierte Sprachkenntnisse versuchten, die Schriften zu übersetzen, waren sie wegen der Kompliziertheit und der Prägnanz des Amharisch gezwungen, große Teile auszulassen.


Aus den geschichtlichen Daten heraus, daß vor Jahrhunderten der gemeinsame Sohn der Königin von Saba (Äthiopien) und König Salomons (Israel) Kaiser Menelik I. von Äthiopien wurde, und Haile Selassie der 225. Monarch aus dieser Linie war, leiten die Rastas ab, daß sie identisch mit den Alt-Israeliten sind Haile Selassie identisch mit Jesus ist. Sie glauben, daß Jesus als Haile Selassie wiederauferstanden ist. Da er unsterblich ist und die Grabstätte Haile Selassies offensichtlich unbekannt ist, glauben sie, daß er sich jetzt an einem heiligen Ort auf dem Berg Zion befindet.

“... daß der Mann nicht tot sein kann, verstehst Du? Er kam, um etwas zu tun. Es ist nicht so wie das erste Mal, als er kam und enttäuscht wurde.” (Malcolm)


Die Rastas verehren Haile Selassie mit einer Reihe von Namen und Titeln, wie z. B. Allmächtiger, Schöpfer und Heiliger, um damit seine Größe angemessen herauszustellen. Sie bauen sich keine Kirche, da sie glauben, daß ihr eigener Körper der wertvollste Tempel des Almächtigen ist

Der Reggae entstand in den 40´er Jahren aus dem Trommeln und Singen der Rastas zu Gottesverehrung, wurde dann zu Ska, später zum Rock Steady und schließlich, vor allem durch Bob Marley zum Reggae.

Rein äußerlich erkennt man die Rastas an ihren Bärten und ihrer Haartracht, den Dreadlocks, die sie als primäres Zeichen der Zugehörigkeit zu ihrem Glauben tragen. Dreadlocks sind für sie ein Symbol für ihren Status als Schwarze, für Natürlichkeit Ehre und Würde. Sie signalisieren die Weigerung der Rastas, sich von der natürlichen Lebensweise zu distanzieren.

“Die Bedeutung der Locken rührt von I-cient, d. h. dem ursprünglichen Leben her, bevor die Römer die Scheren und Rasierklingen einführten und gebrauchten.” (Emanuel)

“Ein Mann, der seine Locken wachsen läßt und sie erhält, macht sich selbst geistig und körperlich stärker als irgendjemand auf der Straße. Diejenigen, die ihr Haar nicht mögen, kämmen es, d. h. sie haben Angst vor der Natur und ihrer natürlichen Identität.” (Joseph Hill)

Streng-orthodoxe Rastas achten auch sehr auf ihre Ernährung , da sie wissen, daß dies ihre Gesundheit erhält.Sie ernähren sich ausschließlich “I-tal” (ursprünglich). I-tal Food ist unverdorbene, unverseuchte Nahrung, die nicht künstlich verändert wurde. Sie weigern, sich schwächere Lebewesen oder totes Fleisch zu essen, da sie dies als Entweihung des Systems ansehen, das Gott erschaffen hat, wobei auch Konservennahrung als “tot und begraben” gilt.

“Macht aus Euren Mägen keine Begräbnisstätte.”

Rastas ernähren sich von Reis, Erbsen und den einheimischen Früchten (Orangen, Brotfrüchte, Ingwernüsse, Wassermelonen, Wegerich, Sternäpfel, Mangos, Papayas, Kokosnüsse, Bananen, Ananas). Es wird viel mit Kokosmilch und Öl aus Kokosnüssen oder Hanfsamen gekocht. Sie würzen niemals mit Salz, sondern mit Pfeffer und anderen Gewürzen und trinken keinen Alkohol, sondern Regenwasser, Säfte und Tees. Sollten sie einmals Medizin benötigen, benutzen sie verschiedene Kräuter. Als Geschirr verwenden sie Kokosnußschalen und aus Holz geschnitzte Bestecke.

Ein paar Tips von Dr. Oliver Hall aus England, der im Hospital von Port Antonio arbeitet und nur I-tal Food ißt:

1) Ungekochter weißer Kohl, Spinat, Radieschen, frischer Spargel, Pastiniak, ungeschälte Gurken, rote Karotten, Wasserkresse, Kopfsalat, Zwiebeln und Rüben gehören zu der Chlorin-Nahrung. Denn Chlorin ist ein großer Zerstörer der Gifte. Die Präsenz von Paradontose, der Bright´schen Krankheit und Fäulnis ist immer ein Zeichen von mangelndem Chlorin. Chlorin ist auch eine gute Hilfe bei der Reinhaltung des Darms.

2) Alle belaubten Blattgewächse - wie Tomatengrünkost, Wassermelonen, Schlagwurzeln, Schweizer Mangold, Wasserkresse, Senf und Petersilie sind Quellen des Calciums. Mangel an Calcium ruft langsame Blutzirkulation und Verstopfung hervor.

3) Äpfel, Kartoffeln, Kohl, Bohnen, Gerste, Hafermehl, Pflaumen, Orangen und Kokosnüsse enthalten Magnesium. Magnesium ist ein natürliches Abführmittel. Nahrung, die Magnesium enthält, ist wichtig für den Menschen.

4) Organisches Eisen, Sulfat, Sodium und all das, was der Körper braucht, befindet sich in natürlicher Nahrung. Die Essenzzubereitung muß auch durch lebendige organische Mineralien ergänzt werden.

“Die Rasta-Bewegung gebraucht nur frische Sachen. Wir essen kein Salz, kein totes Fleisch und keine toten Chemikalien. I-and-I ißt I-tal. Reines Essen für das Leben, nicht für den Tod.” (Melbourne)

Im Zusammenhang mit ihrer Religion rauchen die Rastas Cannabis, was von ihnen Ganja genannt wird, zu zeremoniellen Zwecken und zur Meditation, vergleichbar mit dem christlichen Weihrauch. Sie empfinden beim Rauchen einen inspirierenden, erhellenden Effekt und inneren Frieden. Demnach scheint Ganja das krasse Gegenteil zur christlichen Droge Alkohol zu sein, die ja bekanntlich aggressionsfördernd ist.

“Ganja ist vielmehr dazu da, die spirituelle, geistige und physische Gesundheit zu fördern. Ganja ist für die spirituellen Akte des Betens, für geistige Dienste und für ein geistiges Leben von größter Bedeutung. Wir verbrennen unsere Kräuter in unserem Tempel und in unserem Körper, denn unser Körper ist der Dienst Gottes im Hause Israel.” (Emanuel)

Aber das Ganja wird von ihnen nicht nur geraucht. Es gibt verschiedene medizinische Verwendungszwecke und es wird als Tee getrunken oder das Öl der Samen benutzt. Es kann daraus auch Kleidung, Papier, Seife, Farbe und aus der Wurzel ein Tonikum hergestellt werden.

Ganja kommt ursprünglich aus Asien und Afrika und verteilte sich von dort aus über die Handelsrouten. In der Frühgeschichte des Welthandels soll es eine sehr wichtige Rolle gespielt haben.

Auch in Jamaika ist es verboten. Das erste Gesetz gegen Ganja trat dort 1914 in Kraft. Jedoch wurde es bereits von den Arawaks, den Ureinwohnern Jamaikas, benutzt und heute noch von 90 % der Bevölkerung. In Jamaika gibt es keine Probleme mit harten Drogen.

“Auf beiden Seiten des Stromes mitten auf der Gasse ein Baum des Lebens, der trägt zwölfmal Früchte und bringt Früchte alle Monate, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker.” (Offenbarung 22,2)




Die Frau im Rastafarianismus


Am Anfang der Bewegung wurde die Rasta-Frau eher als "Frau des Rasta-Manns (rasta man´s woman)" identifiziert, denn als Rasta-Frau. Dies entspringt der Überzeugung, daß Frauen nur durch den Mann Rastafari erfahren könnten, somit seien sie abhängig von den Männern. Frauen konnten auch nur durch einen Mann in die Gemeinschaft gelangen.

Mit dem wachsenden Schwarzen Bewußtsein in Jamaika in den 60ern verbreitete sich der Rastafarianismus auch unter den Frauen. Besonders die Gedanken über Afrika, Politik und Wirtschaft interessierten sie. Doch in ihrer Rolle waren sie die Geführten. Einige hatten Schwierigkeiten die Göttlichkeit Haile Selassies anzuerkennen. Doch der Besuch Haile Selassies in Jamaika hat viele Frauen und Männer beeindruckt.

Die Mitte der 70er Jahre scheint eine wichtige Rolle für Rasta-Frauen gespielt zu haben. Viele daughters spürten damals einen eigen Antrieb, sich dem Rastafarianismus zuzuwenden. Unabhängig von Männern. Die Frauen wandten sich vor allem der Gruppe der "Twelve Tribes of Israel" zu, die den Frauen mehr Gleichberechtigung bietet. In der Versammlung sitzen 24 Personen der Gemeinde gegenüber: 12 Männer und 12 Frauen. Die "Twelve Tribes of Israel" spielten eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung des Rastafarianismus unter Frauen. Doch die Rolle der Frau blieb unverändert: Der Mann wurde als Haupt der Familie angesehen, die Frau hat ihn zu unterstützen.

Ende der 70er kam Bewegung in die Aktivitäten von Rasta-Frauen: Sie begannen einige Dinge wie zum Beispiel die Kleidervorschrift für sich selbst auszulegen. Neben der äußerlichen Veränderung, änderten sich auch die Einstellungen. Frauen sprachen ihre Belange und Wünsche nun offen aus. Mehr und mehr Frauen begannen ihre eigene Auffassung von Rastafari zu artikulieren.


"Es kann nicht verneint werden, daß die Rastafari-Bewegung eine patriarchale Bewegung ist. Der Mann ist das Oberhaupt. Er trägt die Verantwortung für die Durchführung von Ritualen und die Deutung von wichtigen Ereignissen für die Gemeinschaft. Rastafari basiert auf der Bibel; folglich ist es der Struktur und Philosophie der Bibel entsprechend".
(zit. nach Brynda, 1991, )

HansA
27.12.2001, 23:59
Kostproben:
Rasam & The Vibration Boyx-African Children 3.23 MB (http://www.dreadlocks.de/beat_de_system/Download/Rasam_African_Children.mp3)
African Roots-Sanbra 4,04 MB (http://www.dreadlocks.de/beat_de_system/Download/AfricanRoots_Sanbra.mp3)

Daniel
29.12.2001, 13:56
:)