Alt 26.06.21, 10:37
Standard So tickt die Börse: Sensationsjagd oder Sommerloch
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Nein, ich werde mich an der Sensationsjagd nicht beteiligen.

Es ist keine Sensation, dass US-Notenbankchef Jay Powell vor einer Woche in Aussicht gestellt hat, dass die ultralockere Geldpolitik enden könnte, sofern die Konjunktur ausreichend stark ist. Es ist eine absehbare Selbstverständlichkeit, über deren Eintrittstermin und Umsetzungsgeschwindigkeit die Konjunkturentwicklung bestimmt, und nicht die Sensationslust der Medien.

So sind die Aktienmärkte seit dieser Aussage zwar volatiler geworden, die Richtung hat sich jedoch nicht geändert. Nach wie vor geht es langsam nach oben.

Es ist auch keine Sensation, wenn Joe Biden gestern verkündet, einen Deal für ein Konjunkturpaket erreicht zu haben. Der Deal ist mit 1,2 Bio. USD deutlich kleiner als ursprünglich mit 2,3 Bio. USD versprochen. Weder Republikaner, noch die eigenen Demokraten von Joe Biden haben zugestimmt. Im Gegenteil, es gibt beiderseitig noch große Widerstände und Bedingungen. Die euphorische Börsenreaktion, von der heute in der Finanzpresse berichtet wird, kann ich nicht finden.

Was die Aktienmärkte also am Freitag der vergangenen Woche in Reaktion auf die Notenbankentscheidung verloren haben, konnten sie bereits zum Beginn dieser Woche größtenteils wieder ausgleichen. Die Reaktion auf den vermeintlichen Deal, den Biden verkündete, fällt da kaum ins Gewicht.

So ist die Dynamik der Impfstoffrallye, die im November startete, seit zwei Monaten abgeflaut. Mag sein, dass noch das eine oder andere Allzeithoch erreicht wird. Doch für eine Fortsetzung der Rallye werden neue Impulse benötigt. Zwischenzeitlich bestimmen Einzelmeldungen das Geschehen:

Die Shop Apotheke hat diese Woche 8% abgegeben: Die Einführung des eRezepts in Deutschland läuft nicht so zügig wie gedacht. Ein Testprojekt soll vorerst nur mit einem Arzt und einer Apotheke durchgeführt werden. Die Shop Apotheke plante bislang mit einer flächendeckenden Einführung des eRezepts in Deutschland ab Anfang 2022. Es ist nunmehr fraglich, ob dieser Zeitplan noch gültig ist. Je langsamer die Einführung, desto später wird die Shop Apotheke davon profitieren.

Der Immobilienkonzern Adler Group brach diese Woche um 12% ein. Als Grund wurde eine Short-Attacke genannt: Leerverkäufer würden die Aktie attackieren, vermutet ein Händler. Viceroy & Rraser Perring, die hinter den erfolgreichen Short-Attacken gegen Wirecard und Grenke Leasing stecken, waren es nicht. Die haben sich gestern ein neues Ziel ausgeschaut, aber nicht Adler. Hmm, nichts Genaues weiß man nicht. Also würde ich mich hier vorerst zurück halten.

Hornbach Holding springt heute um 12% an: Der Baumarkt profitiert von der Normalisierung nach Corona und gab einen optimistischen Ausblick für die zweite Jahreshälfte.

Ceconomy befindet sich im Rückwärtsgang: Die Lösung des alten Streits mit Großaktionär Kellerhals ist zwar ein großer Schritt nach vorn, kostet aber zunächst einmal viel Geld. Dazu wurde eine Anleihe im Volumen von 500 Mio. EUR ausgegeben, die Verzinsung der 5 Jahre laufenden Anleihe liegt bei 1,89%. Die Aktie quittiert den Schritt mit einem Minus von 8%.

Heute profitiert die Stahlbranche und bringt es auf ein Wochenplus von 2,4%. Auch die Automobilbranche und die Chemie haben diese Woche mit 1,8% alle anderen Branchen hinter sich gelassen: Optimismus im Automobilsektor zieht die Zulieferer (Chemie & Stahl) mit.

Am stärksten haben Logistik und Finanztitel mit durchschnittlich jeweils -0,7% gelitten.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich geschlagen haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES (24.06.2021) Woche Δ Σ '21 Δ

Dow Jones 34.197 2,3% 12,2%
DAX 15.573 0,8% 13,5%
Nikkei 29.066 0,4% 5,9%
Shanghai A 3.781 2,3% 5,7%
Euro/US-Dollar 1,20 0,8% -2,7%
Euro/Yen 132,18 1,0% 4,3%
10-Jahres-US-Anleihe 1,48% 0,02 0,55
Umlaufrendite Dt -0,27% 0,01 0,29
Feinunze Gold $1.788 0,7% -5,1%
Fass Brent Öl $75,81 2,9% 47,5%
Kupfer $9.487 3,3% 21,0%
Baltic Dry Shipping $3.175 -2,8% 132,4%
Bitcoin $32.760 -9,9% 16,3%
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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