Alt 28.06.17, 10:10
Standard Schwellenländer – die Anlegerchance in schwierigen Zeiten?
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Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,

etliche sogenannte Schwellenländer haben ihren Namen nach Aussicht von Experten eigentlich gar nicht mehr verdient. Der Grund: Staaten wie China haben längst die Grenze vom Schwellenland hin zur führenden Wirtschaftsmacht überschritten. Auch in anderen Ländern wie Brasilien und Indien sah die Lage zumindest zwischenzeitlich ausgesprochen gut aus, während mancherorts wieder Probleme aufgetreten sind. Gerade viele private Bankenhäuser wissen, dass Schwellenländer für den internationalen Kapitalmarkt eine stetig wachsende Bedeutung haben. Verschiedene Fonds haben schon vor Jahren eine Art Vorreiterrolle übernommen. Doch welche Chancen existieren an den „Emerging Markets“ für Privatanleger und lohnt sich der Einstieg überhaupt?

Private Anleger längst nicht mehr auf die Heimatmärkte beschränkt

Analysten würden zunächst einmal mitteilen: Mit der richtigen Anlagestrategie bietet der Markt im eigentlichen Sinne immer Gelegenheiten, die nur darauf warten, erkannt und genutzt zu werden. Die Zeiten, in denen Anleger ausschließlich am heimischen Markt spekulieren, gehören inzwischen weitgehend der Vergangenheit an. Viele private Investoren schauen nur allzu gerne über den sprichwörtlichen Tellerrand, um dort nach Alternativen Ausschau zu halten. Denn der Heimatmarkt befindet sich regelmäßig in Seitwärtsphasen. Diese sind zumindest für Aktionäre nicht unbedingt ein idealer Nährboden für konstante Erfolge. Geeignete Schwellenländer finden sich nicht allein in Asien, sondern gleichermaßen in Osteuropa oder Lateinamerika.

Brasilien ist eines der oft genannten Beispiele, das trotz aller dortigen wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten vor Ort in Experten-Bewertungen oft als interessanter Emerging Market Erwähnung findet.

Analytische Produktauswahl muss die Grundlage sein

Wichtig ist allgemein eine gute Fundamentalanalyse, die bei der Produktauswahl ohnehin immer zusammen mit der Chartanalyse im Zentrum stehen sollte. Und Anleger sollten abwägen, über welchen Zeitraum sie sich an Investitionen binden möchten. Richtig ist – abseits von Spekulationsmodellen wie binären Optionen oder Differenzkontrakten, die in jeder Phase des Marktes einen Einstieg erlauben –, dass Investitionen in Schwellenländern in aller Regel ein gesundes Durchhaltevermögen aufbringen müssen.

Brasiliens Markt als Beispiel für Entwicklungen in Südamerika

Die aktuelle Situation in Südamerika zeigt, dass es immer wieder Rückschläge geben kann. So befindet sich Brasilien, das oft und gerne als Paradebeispiel eines Schwellenlandes auf dem südamerikanischen Kontinent genannt wird, im Moment abermals auf dem Weg in eine Staatskrise. Die Folge könnten aufgrund der geografischen und politischen Nähe auch Probleme in den Nachbarstaaten sein. Besagte brasilianische Krise machte sich in den vergangenen Wochen auch an der Börse deutlich bemerkbar. Ein großes Problem vor Ort ist insbesondere das Thema Korruption rund um den Präsidenten Brasiliens. Den Aktienkursen setzten die Meldungen ordentlich zu, auch in anderen Ländern Südamerikas spürten Anleger den Gegenwind. Gut zehn Prozent büßte Brasiliens Börsenindex Bovespa in kurzer Zeit ein.

Und das nach einer eindrucksvollen Kursrallye, in deren Verlauf der Index innerhalb eines Jahres etwa 25 Prozent gelegt hatte. Die Verantwortlichen an der Börse sahen sich gar gezwungen, den Handel zeitweise auszusetzen, um Schlimmeres zu verhindern. Das Dilemma der Entwicklungen: Lateinamerika hatte sich gerade erst von den vergangenen Krisen erholt. Dabei hatten viele Beobachter zuletzt für Brasilien und Argentinien eine positive Entwicklung prognostiziert. Nun stehen die Zeichen also vorerst wieder auf Sturm. Den Politskandalen sei Dank.

Den richtigen Moment für den Ausstieg erkennen und nutzen

Fehlende Geduld und allzu hohe Anfälligkeit für Kursschlussreaktionen auf Seiten der Anleger spricht also generell eher gegen Investments in Schwellenländern. Von Zeit zu Zeit braucht es Sitzfleisch, um Krisen im wahrsten Sinne des Wortes auszusitzen. Beispielhaft seien Schwellenländerfonds genannt. Nachdem Anfang des Jahres 2016 der Tiefststand nach einigen Jahren erreicht worden war, stieg die Nachfrage mittlerweile wieder merklich an. Eine interessante Erkenntnis ergibt sich, schaut man sich die langfristigen Entwicklungen der Emerging Markets an. Schon 2013 hatte es wiederholt Warnungen gegeben, die auf die schwache brasilianische Währung hinwiesen. Damals waren viele sicherheitsliebende Anleger ausgestiegen – und hatten dabei gute Chancen verpasst. Auch im Größeren betrachtet hätten Anleger gute Gewinne mitnehmen können.

Auch Indien und China erleben seit langem Höhenflüge

Der MSCI Emerging Markets etwa erlebte einen Boom, der ihm von 2013 bis heute einen Zuwachs um fast 40 Prozente einbrachte. Einmal mehr es vor allem die Volksrepublik China, die an vorderster Stelle der Sieger steht. Der Markt verbuchte ein Plus von 50 Prozent seit dem genannten Zeitpunkt. Anleger, die sich auf den indischen Markt konzentrierten, waren vom Glück besonders verwöhnt. Hier belief sich der Anstieg der Kurse im Schnitt sogar auf deutlich mehr als 130 Prozent. Es zeigt sich damit wieder einmal, wie erfolgversprechend das Schwimmen gegen den Strom im richtigen Moment sein kann. Antizyklisches Spekulieren ist beim Blick auf die Emerging Markets in diesem Zusammenhang eines der wichtigsten Stichworte. Fraglos müssen Anleger dabei jederzeit die große Volatilität im Blick haben, die an den Wachstumsmärkten vielerorts allgegenwärtig ist.

Risikobereitschaft wirkt sich positiv auf Renditechancen aus

Doch sie ist nicht nur als Risiko, sondern gerade als Chance für neugierige Aktionäre zu sehen. Zumal ein höheres Risiko bekanntlich fast immer mit überdurchschnittlichen Renditen einhergeht. Anleger, die ihr Portfolio entsprechend weit gefächert aufstellen, können durch diese Diversifikation außerdem selbst dafür sorgen, Risiken von Anfang an zu begrenzen. Der bereits angesprochene MSCI Emerging Markets umfasst bereits eine gute Streuung, da der Fonds den gesamten Markt umfasst, statt sich auf eine bestimmte Region zu beschränken. Allgemein haben sich Investments in Aktien von Schwellenland-Märkten im ersten Halbjahr 2017 gelohnt. Der MSCI EM für die Region legte bis Ende Mai um über 14 Prozent zu. Der MSCI China gewann mehr als 23 Prozent. Obwohl die Märkte in verschiedenen Industrieländern keine wirklich schlechten Entwicklungen aufwies, fallen die Ergebnisse etlicher Schwellenländer trotzdem besser aus.

Etliche Schwellenländer eignen sich für Investments

Erstmals seit dem Jahr 2010 zeichnet sich momentan ein schnelleres Wachstum an den Emerging Markets ab. Auch die globale Wirtschaftslage kann davon profitieren. Zuvor hatte die weltweite Finanzkrise insbesondere an den Wachstumsmärkten teils dramatische Spuren hinterlassen – zum Beispiel mit Rezessionen und Einbrüchen bei den Preisen für Rohstoffe. Das vor einiger Zeit eingeläutete Ende der Schwächephasen bietet Anlegern nun Chancen, die nicht allein in Brasilien und China lauern. Auch Russland oder Staaten Afrika befinden sich im Aufwind, was die Vorhersagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) bestätigen. Von einem „Comeback der Emerging Markets“ zu sprechen, scheint also also nicht aus der Luft gegriffen. Für potentielle Investoren ist es nun, zu erkennen, dass die aktuellen Entwicklungen erst der Anfang sind. Garantien gibt es nicht, gute Aussichten aber schon.

Die kommenden politischen Veränderungen, mögliche Überschuldungen und andere Faktoren – dies alles wird mitentscheiden, in welchem Umfang Anleger in den Genuss von Gewinnen kommen. Teil des Portfolios als Ansatz zur Beimischung gut diversifizierter Depots sollten die Schwellenländer immer sein, ganz gleich ob dies über ETFs, Aktien, Fonds oder andere Produkte geschieht.

Ihr Sebastian Hell
Geschäftsführer QTrade

www.qtrade.de
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Sebastian Hell die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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