Alt 23.12.16, 16:23
Standard So tickt die Börse: Weihnachtspause für die Trump-Rallye
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Spätestens jetzt hat der IS-Terror auf Deutschland erreicht. Ich bin in Berlin aufgewachsen und habe in meiner Jugend unzählige Abende am Breitscheidplatz, dem damaligen Zentrum West-Berlins, verbracht. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist ein Mahnmal des Friedens und doch ist sie zum Schauplatz eines Anschlags geworden, der meiner Meinung nach dem alten Ost-West-Konflikt, Russland vs. USA, entspringt. Das Unvermögen von Putin und Obama, sich im arabischen Raum auf eine einheitliche Linie zu verständigen, hat großes Chaos erzeugt, das inzwischen weltweit ausstrahlt.

Fast unbemerkt von den deutschen Medien wird derweil in Italien die älteste Bank der Welt, Monte dei Paschi, vom Staat gerettet. Die Kapitalerhöhung als letzter Rettungsnagel ist gestern Abend für gescheitert erklärt worden. Nun sehen die neuen europäischen Regeln vor, dass die Pleitebank nur unter Beteiligung der Anteilseigner, Gläubiger und Kunden erfolgen darf.

Was in Zypern als absoluter Ausnahmefall galt, wurde still und leise europaweit zur Regel gemacht. Doch nun, wo die neue Regel in Italien, einem systemrelevanten Land der EU, angewendet werden muss, wird nach Wegen gesucht, die italienische Bevölkerung zu schonen. Ich bin sicher, dass uns am Ende verkauft wird, man habe, um die italienische Bevölkerung zu schonen, einen Weg gefunden, der unter diesen ganz speziellen Voraussetzungen regelkonform sei.

Erfreulich hingegen ist die Einigung der Deutschen Bank mit der US-Justiz: Statt der angedrohten 14 Mrd. USD gibt sich die US-Justiz nun mit 7,2 Mrd. USD zufrieden, lediglich 3,1 Mrd. USD müssen sofort bezahlt werden und der Rest gestaffelt über fünf Jahre. Na, das klingt doch ganz verträglich, ist aber dennoch deutlich höher als das von der Deutschen Bank in den Tagen nach der Strafandrohung vollmundig ausgerufene Strafziel von deutlich unter 5 Mrd. USD.

Die Deutsche Bank ist mit dieser Regelung gerettet, die Aktie springt heute mit +4% an die DAX-Spitze. Unsere Commerzbank zieht mit.

Neues vom designierten US-Präsidenten Donald Trump: Diese Woche holte er Carl Icahn in seinen Beraterstab. Der Hedgefondsmanager und Vorstandsschreck soll ihn in Wirtschaftsfragen beraten. So langsam muss man Angst haben, dass Trump die fähigsten Kapitalisten in die Politik holt, so dass am Ende kaum mehr jemand in der freien Wirtschaft übrig bleibt. In seiner Mannschaft wimmelt es nur so von Milliardären im Rentenalter.

Schauen wir einmal, wie sich die Finanzmärkte auf das Weihnachtsfest vorbereitet haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (22.12.2016) | Woche Δ

Dow Jones 19.919 0,2%
DAX 11.456 0,8%
Nikkei 19.428 0,8%
Shanghai A 3.287 0,7%
Euro/US-Dollar 1,04 0,2%
Euro/Yen 122,60 -0,3%
10-Jahres-US-Anleihe 2,55% -0,02
Umlaufrendite Dt 0,04% -0,08
Feinunze Gold $1.131 0,0%
Fass Brent Öl $55,06 2,0%
Kupfer 5.426 -5,4%
Baltic Dry Shipping 928 -7,5%



WEiterhin läuft der DAX mit einem Wochenplus von 0,8% besser als der Dow Jones (+0,2%). Ich habe das in den vergangenen zwei Wochen jeweils auf die überschäumende Euphorie in den USA gegenüber der starken Skepsis in Deutschland zurückgeführt. In den USA hat die Trump-Rallye eine Pause eingelegt. Viele institutionelle Anleger, deren Portfolio sich dank dieser Rallye über die Nullinie gerettet haben, schließen nun ihre Bücher und warten auf ein neues, hoffentlich besseres Jahr 2017.

Der Euro hat sich ein wenig gegenüber dem US-Dollar erholt (+0,2%), die Parität will einfach nicht kommen. Dabei hat in den vergangenen zwei Wochen die EZB die Liquiditätsfllutung ausgeweitet, die Fed hat einen deutlich härteren Zinskurs eingeschlagen (weitere drei statt der bisher erwarteten zwei Zinserhöhungen im Jahr 2017) und die EU steht vor dem nächsten existentiellen Belastungstest nach der m.M.n. regelwidrigen Rettung von Monte dei Paschi. Wenn das nicht reicht, um die letzten Meter des Marathons zur Parität zurückzulegen, dann soll es vielleicht eben nicht sein.

Zins- und Rohstoffmärkte haben diese Woche keine besonderen Ausschläge verzeichnet, es wurden lediglich die heftigen Bewegungen der vergangenen Wochen ein wenig konsolidiert.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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