Alt 14.03.15, 16:14
Standard So tickt die Börse: DAX koppelt sich ab von Weltfinanzmärkten
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Der Dow Jones gab diese Woche 1,3% ab, der DAX schoss um weitere 2,7% in die Höhe. Seit Jahresbeginn hat der Dow Jones sich kaum verändert (-0,5%) während der DAX bereits 20,3% zulegen konnte! Wie kommt es zu dieser unterschiedlichen Entwicklung?

Nun, viele Argumente, die für Deutschland sprechen, sind Ihnen bereits bekannt: Der schwache Euro, die Geldflutung durch die EZB und der niedrige Ölpreis.

In den USA hingegen ist der im Umkehrschluss starke US-Dollar zu beklagen, der Effekt wird jedoch zum Teil durch den niedrigen Ölpreis aufgefangen - die US-Wirtschaft reagiert stärker auf Ölpreisschwankungen als die deutsche. Doch in den USA schließen sich bereits die Geldschleusen: Das LTRO-Programm ist im vergangenen Herbst ausgelaufen, und im Laufe des Jahres, ob Juni oder September ist noch nicht klar, wird die US-Notenbank wohl erstmalig wieder den Leitzins anheben.

Ich halte diese Argumente jedoch für vorgeschoben, der wahre Grund für die schlechte Performance des Dow Jones ist bei Petrobras zu finden. Diese Woche noch hat Ford-CEO Mark Fields gesagt, dass steigende Zinsen der Ausdruck einer gesunden Wirtschaft mit starker Nachfrage nach Autos sind. Wieso soll also die Aussicht auf eine Leitzinsanhebung schlecht sein?

Und die USA sind ein Land, das von einer starken Binnenkonjunktur profitiert. Der US-Amerikaner ist der größte Konsument der Welt und stützt damit die US-Wirtschaft. Der starke US-Dollar hingegen trifft international aufgestellte Unternehmen, die häufig ausreichend diversifiziert aufgestellt sind, um die Wechselkursschwankungen zu einem großen Teil abzufangen.

Die 20% Performanceunterschied zwischen DAX und Dow Jones kann ich so also nicht nachvollziehen. Erwartete Zinsanhebungen sind positiv, der Ölpreis ist positiv und der Wechselkurs allein reicht nicht aus, um diese drei Effekte unter'm Strich zu einer Performancedifferenz von 20% zu führen.


WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (12.03.15) | Woche Δ

Dow Jones: 17.895 | -1,3%
DAX: 11.799 | 2,7%
Nikkei: 19.254 | 1,5%
Euro/US-Dollar: 1,06 | -3,4%
Euro/Yen: 128,51 | -2,4%
10-Jahres-US-Anleihe: 2,11% | -0,01
Umlaufrendite Dt: 0,13% | -0,18
Feinunze Gold: $1.157 | -3,3%
Fass Brent Öl: $56,79 | -7,6%
Kupfer: 5.841 | 0,8%
Baltic Dry Shipping: 560 | -0,2%



Diese Woche ist der Ölpreis wieder gen Süden getaucht. Mit -7,6% Wochenverlust befindet sich die Ölindustrie nun wieder im Krisenmodus. Die Angst, dass die 43 USD/Fass für WTI-Öl (aktuell bei 47,21 USD/Fass) unterschritten werden, ist groß. Ich habe mich bereits festgelegt: Ein Unterschreiten dieser Marke fürchte ich nicht, sofern nichts Unerwartetes passiert. Und es fällt mir schwer ein Szenario zu konstruieren, das den Ölpreis weiter in den Keller treibt.

Der Wechselkurs des Euros zum US-Dollar befindet sich weiter auf Kurs in Richtung Parität. Wird das Tempo beibehalten, so könnte das Ziel wesentlich früher erreicht werden als erst in 12-18 Monaten.

Der Goldpreis ist wieder auf Tauchstation gegangen, das Wochenminus beträgt -3,3%. Ich habe diese Woche einen Vortrag von Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele gehört, der viele offene Fragen rund um das deutsche Gold sowie die Funktion des Goldes für unsere Bundesbank klärte. Ich werde in den kommenden Tagen ausführlicher darauf eingehen. Meine Schlussfolgerung: Gold bleibt eine wichtige Versicherungskomponente für jedes Aktienportfolio.

Die EZB hat mit ihrem Anleihekaufprogramm begonnen, die Deutsche Bundesbank hat diese Woche Bundesanleihen im Wert von 10 Mrd. USD gekauft. Entsprechend ist der Preis für Bundesanleihen gestiegen, die Rendite fällt. So ist die Umlaufrendite bei historisch niedrigen 0,13% angelangt. Ich werde immer wieder gefragt, ob's noch niedriger geht. Meine Antwort seit fünf Jahren: "Nein" - und seit fünf Jahren liege ich falsch. Glauben Sie mir also nicht.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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