Alt 27.10.08, 13:24
Bonds weekly: Rentenreport KW 43
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Anleihenkurse legen zu – Argentinien beunruhigt Marktteilnehmer.

Rezessionssorgen, fallende Aktienkurse und die neuen Pläne der argentinischen Regierung haben in den vergangenen Handelstagen für Bewegung am Anleihenmarkt gesorgt. „Im Wochenverlauf konnten die Bundesanleihen über alle Laufzeiten hinweg täglich weiter zulegen“, berichtet Sabine Traub, Leiterin des Rentenhandels an der Stuttgarter Börse.

Der Wochenstart verlief zunächst relativ ruhig und der Bund-Future-Kontrakt schloss am Montag nahezu unverändert. Am Dienstag kamen von den europäischen Notenbankern durchweg positive Kommentare für den Anleihenmarkt. So geht das EZB-Direktoriumsmitglied Gonzalez-Parama davon aus, dass sich die Inflation noch mehr abschwächt, als bislang in den EZB-Projektionen angenommen wird. „Am Markt kursieren derzeit Spekulationen, dass sowohl die US-Notenbank Fed, als auch die Europäische Zentralbank (EZB) auf den kommenden Notenbanksitzungen erneut die Leitzinsen senken werden. Die Inflationsentwicklung scheint kein Problemkind der EZB-Notenbanker mehr zu sein. Insofern kann der Fokus wieder auf die Unterstützung der schwachen Konjunktur gelegt werden“, so die Rentenexpertin. Dies drückte dementsprechend auf die Renditen und ließ die Anleihenkurse steigen.

Zur Wochenmitte sorgten globale Rezessionssorgen für weiter nachgebende Aktienkurse. „Anleihen konnten hiervon profitieren und wurden als sicherer Hafen wieder rege nachgefragt“, berichtet Sabine Traub. Die Rezessionsängste spiegeln sich auch im Preisrückgang des Rohöls wieder. So ist der Preis für ein Barrel Rohöl der Nordsee-Sorte Brent Crude Oil gegenüber der Vorwoche weiter zurückgegangen bis unter 65 US-Dollar. Der schwache Ausblick für die europäische Wirtschaft hat dem Euro weiter zugesetzt. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag fiel er im asiatischen Handel unter 1,28 US-Dollar, und damit auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren. Marktteilnehmer begründen dies unter anderem damit, dass den USA zugetraut wird, sich schneller als die Europäer von der derzeitigen Markt- und Konjunktursituation zu befreien. Des Weiteren kommt es anscheinend zu Umschichtungen vom Euro in den US-Dollar. Einige Marktteilnehmer lösen wohl Geldanlagen in Euro auf, um damit beispielsweise Verpflichtungen in US-Dollar zurückzuzahlen.

Für Beunruhigung sorgten die Pläne der argentinischen Präsidentin Christina Fernandez de Kirchner, private Pensionsfonds zu verstaatlichen. Marktteilnehmer befürchten, dass Argentinien auf den zweiten Zahlungsausfall innerhalb eines Jahrzehnts zusteuert.

Am Donnerstag wurden nach den datenarmen Tagen zuvor, wieder marktbewegende Konjunkturzahlen veröffentlicht. Dabei fiel der Industrie-Auftragseingang in der Euro-Zone schlechter als erwartet aus. Er ging im August gegenüber dem Vormonat um 1,2 Prozent zurück. Volkswirte hatten einen Anstieg um 0,5 Prozent erwartet. Dies trug zur ohnehin schlechten Stimmung an den Aktienmärkten bei. Anleihen konnten im Gegenzug Kursgewinne erzielen. Diese Bewegung wurde am Freitagmorgen fortgesetzt, nachdem die asiatischen Aktienmärkte und vor allem der japanische Nikkei-Index weiter einbrachen.

Anlegertrends: Argentinien-Anleihen unter Druck – Dürr-Anleihe mit Pool-Faktor

Unternehmensanleihen (Corporate Bonds), beispielsweise von den DAX-Unternehmen Daimler, E.ON und BMW, aber auch die Titel des Automobilherstellers Porsche konnten sich in den vergangenen Tagen etwas erholen. Die Rendite-Spreads, also der „Risikoaufschlag“ gegenüber vergleichbaren Bundesanleihen, ging zurück. „Auf dem niedrigen Niveau wurden auch einige Käufer registriert“, berichtet die Rentenexpertin. Die Umsätze in den zuvor sehr rege nachgefragten Bundesanleihen waren dagegen leicht rückläufig. „Auffallend ist die Renditedifferenz zwischen Bundesanleihen und vergleichbaren Euro-Staatsanleihen. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren aktuell unter vier Prozent, vergleichbare Euro-Staatsanleihen rund 30 Basispunkte höher. Dies macht deutlich, wie sehr die deutschen Titel derzeit nachgefragt werden“, so Traub. Bei den so genannten High Yield Bonds (hochverzinslichen Anleihen) und Bankanleihen bot sich ein differenziertes Bild. Abhängig vom emittierenden Unternehmen kam es auch hier zu leichter Erholung.

Einmal mehr standen Argentinien-Anleihen im Fokus. Sie litten unter dem Plan der argentinischen Regierung, private Rentenfonds zu verstaatlichen. Einige Marktbeobachter vermuten, dass damit sinkende Steuereinnahmen kompensiert werden müssen. Die Angst vor einem erneuten Zahlungsausfall des Landes sorgte für deutliche Kursverluste bei den Argentienien-Anleihen. Im Bereich der Emerging-Markets-Anleihen gestaltete sich der Handel - nicht zuletzt dank dieser Nachrichten - schwierig. Einige Banken hielten sich mit Neuengagements merklich zurück.

Die Anleihe des Automobilzulieferers Dürr (WKN: A0BU7S) notiert nach der Teilrückzahlung von 50% des Anleihevolumens nun mit einem Pool-Faktor. Der Faktor von 0,5 bedeutet, dass der Nominalbetrag von 1.000 Euro nur noch 500 Euro nominal entspricht. Die restlichen 50 Prozent der Anleihe plant das Unternehmen im dritten Quartal 2009 zum Kurs von 102,625% zurückzukaufen.
Die Ratingagentur Moody’s hat am Donnerstag das Rating für Heidelberger Zement auf Baa1 herabgestuft und damit die Anleihen deutlich unter Druck gebracht. Für die Anleihe mit der WKN A0TP7J hat dies zur Folge, dass der Kupon der Anleihe gemäß Emissionsbedingungen zum 25. Januar erhöht wird.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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