Alt 17.08.17, 10:33
Standard Sie handeln CFDs? Dann müssen Sie das jetzt lesen…
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Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,

vor einigen Wochen berichtete ich Ihnen über die Pläne der Bundesanstalt für Finanzaufsichtsaufsicht, die Pflicht zum Nachschuss für Trader konsequent zu untersagen. Drei ganze Monate hatte die deutsche Behörde Brokern Zeit gegeben, um entsprechende Änderungen ihrer Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Plattformen vorzunehmen. Doch was hat die neue Sachlage nun für Verbraucher beim CFD-Trading überhaupt für Folgen? Und wie verhielt sich die Lage? Warum kritisierten Experten die Situation der Händler zuvor überhaupt so harsch? Ich kläre nochmals auf, damit Sie genau wissen, unter welchen Bedingungen Sie zukünftig mit Differenzkontrakten spekulieren in Deutschland.

Extreme Verluste über Guthaben hinaus sind nicht mehr möglich

Wer sich erstmals mit dem Thema CFDs befasst, landete bisher bei der Information, dass die sogenannte Nachschusspflicht dazu führen konnte, dass Verluste weit über den aktuellen Stand des Handelskontos hinaus auftreten können. Liefen Positionen vollkommen aus dem Ruder, mussten Trader zusätzliches Geld einzahlen, um entstandene Verluste dem jeweiligen Broker gegenüber in voller Höhe wieder auszugleichen. Für normale Anleger, die nur nebenbei auf Differenzgeschäfte setzen, war und ist dies ein massives Problem, wenn die schlimmst möglichen Szenarien eintreten.

In Fachmedien wurde in der Vergangenheit wiederholt über Händler berichtet, die in ernste finanzielle Krisen gerieten, weil sie Positionen zu spät geschlossen oder auf den Einsatz von Stoppmarken und anderen Orderzusätzen wie Limits verzichtet hatten. Denn im Grunde gab und gibt es für Verluste in der Theorie kaum Grenzen – je nachdem, wann Trader eingestiegen sind und wie sich die Kurse der gehandelten Basiswerte während der Haltezeit entwickeln. Angesichts der hohen Risiken waren vollständige Pleiten keineswegs undenkbar.

BaFin hat Worten endlich Taten folgen lassen

Diese Tatsache war der BaFin, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, schon länger ein Dorn im Auge. In Deutschland verzichteten heimische Betreiber von Handelsplattformen wie QTrade Fällen schon länger auf die Nachschusspflicht. Doch der Markt wird eben nicht allein von deutschen Brokern geprägt. Händler in Deutschland sind im Bereich des Derivatehandels seit jeher eine gefragte und zahlungskräftige Zielgruppe internationaler Anbieter für den Forex- und CFD-Handel. Die Schwierigkeit besteht darin, dass im Ausland vielfach andere Gesetze gelten als in der Heimat der Trader. Den Grundstein für mehr Zuverlässigkeit und Transparenz hat die BaFin Anfang Mai 2017 gelegt.

Damals wurde veranlasst, dass Broker in Deutschland nur den Handel mit CFDs offerieren dürfen, bei denen das Abrutschen in die Nachschusspflicht generell ausgeschlossen wird. Damit die Broker ihre Geschäftsmodelle entsprechend anpassen konnten, gab man diesen bei der Behörde drei Monate Zeit.

Totalverlust bleibt als größtes Risiko für Trader bestehen

Kommt es nun zu akuten Bewegungen am Markt, wissen Händler, welches maximale Minus ihnen beim Trading von CFDs entstehen können. Kommt es zum Äußersten, kann ein Totalverlust auftreten. Dies bedeutet, dass Broker im schlimmsten Fall das Gesamt-Kontoguthaben für den Ausgleich des Verlusts heranziehen. Weitere Forderungen sind indes nicht mehr möglich. Zu betonen ist an dieser Stelle: Der besagte Totalverlust ist weiterhin existent! Dies sollten Sie sich, liebe Leser, stets im Hinterkopf behalten, auch wenn sich die Lage für deutsche Brokerkunden durch die BaFin-Entscheidung nun merklich verbessert hat.

Wie wird sich der Markt in Deutschland verändern?

Fraglich ist in diesem Kontext, wie sich der Markt insgesamt verändern wird. Es gibt verschiedene Optionen für die Entwicklungen innerhalb der Branche. Einige ausländische Broker werden eventuell in Zukunft auf Aktivitäten am deutschen Markt verzichten, da sie den Nachschuss ausschließen müssen. Der Grund ist darin zu sehen, dass das hohe Verlustrisiko durch den Ausschluss nun zulasten der Anbieter geht. Die Broker müssen nämlich dafür sorgen, dass Kundenguthaben nicht so rasch wie früher in Richtung der gefährlichen Null abfallen. Sollte dies dennoch passieren, weil Trader schlechte Entscheidungen getroffen und Kurse dramatische Veränderungen aufgewiesen haben, müssen Broker schneller als bisher für eine Glattstellung der Trades sorgen. Der Aufwand fällt damit erheblich größer als zuvor aus, als Händler in die Verantwortung genommen werden konnten durch die Nachschusspflicht.

Letzte Broker haben endlich Anpassungen vorgenommen

Dass etliche Broker deutschen Kunden sowieso schon Konten mit Nachschussfreiheit zur Verfügung stellten, ändert nichts daran, dass sich höchstwahrscheinlich doch einige weitere Veränderungen einstellen werden. Gemeint sind damit natürlich vorrangig die Auslands-Dienstleister. Sie mussten sich nach Bekanntgabe der neuen Richtlinie genau überlegen, welchen Weg sie einschlagen möchten. Pünktlich zum Stichtag 10.08.2017 haben die letzten Broker nachgezogen und Korrekturen ihrer Plattformen in die Tat umgesetzt. Dies gilt auch für Betreiber von Plattformen, über die Kunden neben CFDs und Forex-Werten auch Futures oder andere Produkte handeln können. Schauen Sie genau hin, wenn Sie dieser Tage mit dem Gedanken an einen Brokerwechsel spielen.

So mancher Broker setzte neuerdings auf eigens einzurichtende CFD-Handelskonten, sodass Sie einen entsprechenden Antrag stellen müssen, um weiterhin im CFD-Segment handlungsfähig zu bleiben. Die übrigen Produkte können Sie meist wie gehabt über das ursprüngliche Konto handeln.

Neue Handelssicherheit für CFD-Trader

Alles in allem ist die neue Rechtslage für Brokerkunden aus Deutschland natürlich eine positive Entwicklung. Wichtig für Trader ist dabei zu wissen, dass bei anderen Finanzprodukten wie Futures weiterhin die alten Regeln gelten können, weshalb die Nachschusspflicht gewohnt wie das sprichwörtliche Damoklesschwert über Ihren Orders und Trades schweben kann. Seien Sie im Gegenzug darauf vorbereitet, dass Ihnen mancherorts höhere Spreads begegnen können, wenn der betreffende Broker bis zuletzt mit der Nachschusspflicht gearbeitet hat. Steigen können auch die Anforderungen an die Sicherheitsleistung (Margin) für den CFD-Handel sowie Gebühren, die innerhalb der CFD-Branche üblicherweise für Orderausführungen in Rechnung gestellt werden.

Broker werden Handelsbedingungen anpassen

Broker suchen nun einmal einen Weg, wie sie ihr eigenes Risiko begrenzen können. Um vorzeitiges Schließen Ihrer Positionen zu verhindern, kann es sich für Sie als Trader bezahlt machen, wenn Sie nun mit höheren Margin-Beträgen arbeiten, als Sie es vielleicht bisher getan haben. Sonst drohen Ihnen ungewohnt frühe Positionsschließungen, die Broker mit Sicherheit in Angriff nehmen werden. In puncto Risiko aber sind Sie generell besser aufgestellt, liebe CFD-Fans! Im Wettbewerb sind Broker nun in der Pflicht, gesunde Verhältnisse zwischen dem maximalen Hebel und den Handelskosten zu schaffen. Die allgemeinen Wett- und Handelsrisiken bleiben unverändert bestehen, auch nach dem Wegfall der Nachschusspflicht.

Ihr Sebastian Hell
Geschäftsführer QTrade

www.qtrade.de
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Sebastian Hell die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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