Alt 17.01.18, 22:47
Standard Wall Street zurück auf Rekordkurs
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NEW YORK (Dow Jones)--Im zweiten Anlauf hat es nun doch geklappt: Der Dow-Jones-Index hat am Mittwoch die Marke von 26.000 Punkten nachhaltig überwunden und dabei ein neues Rekordniveau erreicht. Selbst enttäuschende Quartalsausweise von Goldman Sachs und Bank of America hinderten ihn nicht daran.

Vom Beige Book, dem Konjunkturbericht der US-Notenbank, kam ebenfalls kein Störfeuer. Die Beschäftigungslage in den USA ist nach wie vor sehr gut und das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften zu gering. Gleichzeitig sind Löhne und Preise zwar nur mäßig gestiegen, fasst der Bericht die Entwicklung bis Anfang des Jahres zusammen. Einige Unternehmen sehen sich aber in der Lage, höhere Preise durchzusetzen.

Im ersten Quartal dürfte die Inflation daher anziehen, erwartete Thomas Simons, für Geldmärkte zuständiger leitender Volkswirt bei Jefferies. Das Beige Book wurde dahingehend interpretiert, dass sich an den Zinsprojektionen der Notenbank nichts geändert hat. Die Fed peilt für dieses Jahr drei Zinserhöhungen an.

Der Dow stieg um 1,3 Prozent auf 26.116 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite legten um 0,9 und 1,0 Prozent zu. Umgesetzt wurden nach vorläufigen Angaben rund 910 (Dienstag: 789) Millionen Aktien. Dabei wurden 1.920 Kursgewinner und 1.040 -verlierer gesehen. Unverändert schlossen 115 Titel.

"Das Inflationsthema ist nicht vom Tisch", sagte ein Händler auch mit Blick auf die Daten der US-Industrieproduktion. Der Anstieg fiel mit 0,9 Prozent fast doppelt so hoch wie erwartet aus. Vor allem zog die Kapazitätsauslastung um 0,7 Prozentpunkte an auf 77,9 Prozent. Die Verknappung von Produktionskapazität wird als einer der Haupttreiber der Produzentenpreise gesehen.

Auch Bank of America und Goldman Sachs von US-Steuerreform belastet

Die Auswirkungen der US-Steuerreform haben den Gewinn der Bank of America im vierten Quartal geschmälert. Bereinigt um die Belastung von 2,9 Milliarden Dollar schnitt die Bank beim Ergebnis jedoch besser ab als erwartet. Goldman Sachs hat wegen der Neubewertung latenter Steuern im Zuge der US-Steuerreform im vierten Quartal den ersten Quartalsverlust seit 2011 verzeichnet. Jedoch konnte Goldman auf bereinigter Basis beim Gewinn je Aktie die Markterwartungen schlagen. Die Aktien der Bank of America verloren 0,2 Prozent und Goldman Sachs fielen um 1,9 Prozent. Beide Titel zeigten sich damit aber erholt von ihren Tagestiefs.

Auch die Citigroup und JP Morgan mussten zuletzt hohe Belastungen wegen des neuen Steuerrechts in den USA auf die Bücher nehmen, die Citigroup fuhr deswegen einen Verlust von über 18 Milliarden Dollar ein - der höchste Quartalsverlust aller Zeiten für die Bank. Auf lange Sicht sollten die US-Banken allerdings von der Steuerreform profitieren, heißt es. JP Morgan stiegen um 0,6 Prozent und die Papiere der Citigroup um 0,5 Prozent. Der Banken-Sektor im S&P-500 machte anfängliche Verluste wett und gewann 0,6 Prozent.

Die Ford-Aktie verbilligte sich um 7 Prozent. Der US-Autobauer rechnet im laufenden Jahr mit einem Gewinnrückgang, weil steigende Rohstoffkosten und ungünstige Währungskosten belasten werden. Die Einsparungen und die hohe Nachfrage nach Pick-Ups werde diese Entwicklung nicht vollständig kompensieren können, so der Konzern.

Aber im Unterschied zum heimischen Wettbewerber General Motors (GM) sieht Ford keine Belastung infolge der US-Steuerreform. GM gab am Vortag bekannt, wegen der US-Steuerreform eine Belastung von 7 Milliarden Dollar zu verbuchen. Die GM-Aktie schloss 0,4 Prozent niedriger.

Mit einem Plus von 2,9 Prozent zeigte sich die Aktie von IBM. Die Analysten von Barclays haben die Aktie auf "Overweight" von zuvor "Underweight" nach oben genommen. Nach Jahren zurückgehender Umsätze könnte es zu einer Stabilisierung, im besten Fall sogar zu einem Anstieg der Einnahmen kommen, heißt es. IBM könnte sich zudem hinter Amazon und der Microsoft-Tochter Azure zudem als wichtigster Cloud-Anbieter etablieren.

Angeführt wurde der Dow jedoch von Boeing, die bei lebhaften Umsätzen um 4,7 Prozent zulegten. Der Flugzeugbauer will seine Abhängigkeit von Zulieferern verringern und gründet daher ein Joint Venture zur Herstellung von Flugzeugsitzen.

Apple verbuchten ein Plus von 1,7 Prozent. Das Unternehmen muss wegen der Steuerreform voraussichtlich eine Steuerzahlung auf Barmittelbestände im Ausland von 38 Milliarden US-Dollar leisten, hat aber schon entsprechende Rückstellungen gebildet. Die nun genannte Summe habe daher nicht überrascht, hieß es aus dem Handel. Apple kündigte überdies an, in den kommenden fünf Jahren in den USA mehr als 30 Milliarden Dollar zu investieren und mehr als 20.000 Arbeitsplätze zu schaffen.

General Electric setzten ihre Talfahrt fort und verloren weitere 4,7 Prozent. Die Titel hatten schon am Dienstag kräftig Federn gelassen, weil nach einer Überprüfung des klassischen Versicherungsportfolios im vierten Quartal 2017 eine Belastung von 6,2 Milliarden Dollar nach Steuern auf die Bücher nimmt.

Euro fällt wieder deutlich unter 1,23 Dollar

Der Euro erlebte eine Berg- und Talfahrt. In der Nacht war er über die Marke von 1,23 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit drei Jahren geklettert. Allerdings kam er im Anschluss wieder zurück, ausgelöst durch Aussagen von EZB-Notenbankern. Unabhängig von der Rückführung der Anleihenkäufe werde die Europäische Zentralbank (EZB) ihre lockere Geldpolitik beibehalten, so EZB-Vizepräsident Vitor Constancio zu italienischen Medien. Die Geldpolitik werde noch "lange Zeit sehr akkommodierend " sein, sagte Constancio laut der Nachrichtenagentur Reuters. "Die EZB hat in der vergangenen Woche alle mit ihrem falkenhaften Protokoll erstaunt, aber hält die Reaktion jetzt für zu aggressiv und potenziell schädlich für ihre Bemühungen, das Inflationsziel zu erreichen", kommentierten die Analysten der Societe Generale.

Constancios Äußerungen hielten den Euro aber nicht lange im Zaum. Nachdem die Gemeinschaftswährung am frühen Nachmittag ihr Tagestief knapp unterhalb von 1,22 Dollar erreicht hatte, ging es stetig aufwärts, ehe das Beige Book dem Dollar wieder auf die Sprünge half. Im späten US-Handel notierte der Euro bei etwa 1,2220 Dollar.

Der kanadische Dollar profitierte zunächst nicht von einer Zinserhöhung der Bank of Canada (BoC). Stattdessen fiel der "Loonie" zum US-Dollar kräftig zurück, denn die BoC hatte sich zurückhaltend zu weiteren Zinsschritten geäußert. Die Notenbanker warnten, dass die mit der Zukunft des nordamerikanischen Freihandelsabkommens verbundene Unsicherheit das Wachstum bremsen könnte. Zeitweise kostete ein US-Dollar 1,2542 kanadische Dollar. Später erholte sich der Loonie auf 1,2430 je US-Dollar.

Die Ölpreise erholte sich von anfänglichen Abgaben und verbuchten kleine Gewinne. Sie haben in diesem Jahr schon um rund 3 Prozent zugelegt und zwischenzeitlich die höchsten Stände seit 2014 erreicht, wie ein Marktteilnehmer anmerkte. Hintergrund seien die politischen Unsicherheiten in einigen Ölförder-Regionen und die Versuche der Opec, die Förderung zu begrenzen.

Die Blicke seien nun auf die wöchentlichen US-Lagerdaten gerichtet. Zudem wird die Opec am Donnerstag ihren Monatsbericht veröffentlichen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 0,4 Prozent auf 63,97 Dollar. Für Brent ging es um 0,3 Prozent auf 69,38 Dollar nach oben.

Der Goldpreis gab in Reaktion auf die unveränderten Zinsprojektionen der US-Notenbank nach. Das zinslos gehaltene Edelmetall verliert an Attraktivität, wenn als Folge von Zinserhöhungen etwa am Anleihemarkt höhere Renditen zu erzielen sind. Der Preis für die Feinunze zeigte sich im späten Handel 0,7 Prozent niedriger bei 1.329 Dollar. Die US-Anleihen gaben ihre Vortagesgewinne wieder ab. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg im Gegenzug um 3 Basispunkte auf 2,57 Prozent.

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