Alt 09.11.17, 17:48
Standard Zweifel an Steuerreform belasten Börsen
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NEW YORK (Dow Jones)--Skepsis bezüglich der versprochenen Steuerreform dämpft am Donnerstag die Stimmung an der Wall Street. Bemühungen des US-Finanzministers, die Zweifel zu zerstreuen, laufen bislang ins Leere.

Der Dow-Jones-Index fällt gegen Mittag (Ortszeit New York) um 0,8 Prozent auf 23.377 Punkte. Für den S&P-500 geht es um ebenfalls 0,8 Prozent nach unten. Der Nasdaq-Composite verliert 1,1 Prozent.

Technologiewerte, bislang Überflieger in diesem Jahr, stehen auf den Verkaufslisten der Anleger ganz oben. Der entsprechende Subindex im S&P-500 ist in diesem Jahr um 37 Prozent gestiegen. Allmählich sorgen sich die Anleger aber, dass die Unternehmen der Branche ihr hohes Wachstumstempo nicht mehr lange durchhalten könnten, heißt es von Analysten. Um zweistellige Wachstumsraten aufrechtzuerhalten, seien Übernahmen notwendig, sagt Lindsey Bell, Investmentstratege bei CFRA in Anspielung auf den geplanten Kauf von Qualcomm durch Broadcom.

Unbeeindruckt zeigt sich der Markt von Äußerungen des US-Finanzministers Steven Mnuchin, er sei überzeugt, dass das Gesetz zur Steuerreform durch das Repräsentantenhaus komme. Präsident Donald Trump würde die Reform am liebsten sofort in Kraft setzen, fügte der Minister hinzu.

Weitere Impulse sind eher Mangelware. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg im Vergleich zur Vorwoche um 10.000 auf 239.000 Anträge und damit stärker als erwartet. Volkswirte hatten einen Wert von 230.000 vorhergesagt. Ansonsten ist die Agenda der US-Konjunkturdaten leer. Am Freitag könnte der Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan für November etwas Bewegung bringen. Auf der Unternehmensseite werden nachbörslich Walt Disney und News Corp einen Blick in ihre Bücher gewähren.

Handelsabkommen mit China positiv

Positive Nachrichten gibt es von der Asien-Reise von US-Präsident Donald Trump. Die USA und China haben Handelsvereinbarungen mit einem Gesamtumfang von 253,4 Milliarden Dollar verkündet. Die Abkommen erstrecken sich unter anderem auf die Branchen Energie, Luftfahrt und Elektronik. Auch Autobauer und Nahrungsmittelkonzerne profitieren von den Vereinbarungen. Beteiligt sind unter anderem die US-Unternehmen Caterpillar, General Electric und Qualcomm.

Unternehmensmeldungen kommen erneut aus der zweiten Reihe. Hologic rutschen um 0,7 Prozent ab, nachdem der Medizintechnikhersteller mit seinem Ausblick auf 2018 enttäuscht hatte. Für das vierte Quartal hatte die Gesellschaft Umsatz- und Gewinnkennziffern über Markterwartung gemeldet. 2018 rechnet das Unternehmen jedoch mit sinkenden Erlösen.

Die unerwartet schwache Gewinnentwicklung im dritten Quartal drückt die Aktie von Kohl's um 2,2 Prozent ins Minus. Allerdings sehen Beobachter auch positive Anzeichen. So hat der Einzelhändler überraschend ein flächenbereinigtes Umsatzwachstum um 0,1 Prozent ausgewiesen, während Analysten von einem Rückgang um 0,7 Prozent ausgingen. Dem Konzern kam dabei eine starke Nachfrage nach dem Ende der Schulferien zupass.

Der Medienkonzern 21st Century Fox hat seinen Umsatz und Gewinn im ersten Geschäftsquartal gesteigert. Höhere Gebühren im Kabelnetzgeschäft konnten die fortdauernde Schwäche bei lokalen Fernsehstationen und dem Filmstudio ausgleichen. Die Titel erholen sich von anfänglichen Abgaben und steigen um 4,7 Prozent. Oracle fallen um 2,4 Prozent. Die UBS hat die Aktie auf "Hold" von "Buy" zurückgestuft und das Kursziel auf 55 von 57 Dollar gesenkt.

Im Zuge des Abverkaufs der Technologiewerte werden Chiphersteller verkauft. Advanced Micro Devices (AMD) verlieren 3,3 Prozent und Nvidia 2,6 Prozent.

Dollar bleibt unter Druck - Goldpreis legt leicht zu

Der Dollar bleibt gegenüber Euro und Yen unter Abgabedruck. Die andauernde Unsicherheit über die geplante US-Steuerreform laste weiter auf dem Greenback, heißt es. Aktuell geht die Gemeinschaftswährung mit 1,1643 Dollar um, nach einem Tageshoch bei 1,1654 Dollar. Die Analysten der UBS sehen den Euro Ende kommenden Jahres bei 1,25 Dollar. "Die Erholung in den USA sticht längst nicht mehr heraus im Vergleich mit dem Rest der Welt", so die Experten. Europa stehe vor einem weiteren Jahr des Wachstums und sei dem US-Wachstum dicht auf den Fersen.

Der Yen wertete im asiatischen Handel kräftig auf. Die Ratsmitglieder der Bank of Japan sind nicht gewillt, die monetären Bedingungen trotz der trägen Inflation weiter zu lockern. Der Dollar liegt bei 113,42 Yen nach einem Tageshoch bei 114,07 Yen.

Die Ölpreise setzen ihre volatile Entwicklung fort. Insgesamt zeigen sich die Notierungen auf den aktuellen Niveaus aber recht stabil. Übergeordnet stützt die Preise der sich verschärfende Konflikt zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. Daneben rückt das Opec-Treffen Ende des Monats in den Fokus. Hier wird mit einer Verlängerung der bestehenden Fördermengenkürzungen gerechnet. Ein Barrel der US-Sorte WTI legt um 0,6 Prozent auf 57,14 Dollar zu, Brent steigt ebenfalls um 0,6 Prozent auf 63,84 Dollar.

Die US-Anleihen treten auf der Stelle. Die Rendite zehnjähriger US-Titel liegt wenig verändert bei 2,33 Prozent.

Der schwächelnde Dollar, die politischen Entwicklungen in Saudi-Arabien und die Sorgen um die US-Steuerreform verschaffen dem Goldpreis weiter Auftrieb. Der Preis für die Feinunze legt um 0,3 Prozent 1.286 Dollar zu und liegt damit auf dem höchsten Stand seit drei Wochen.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 09, 2017 12:09 ET (17:09 GMT)

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