Alt 08.11.17, 17:47
Standard Blicke der Wall Street sind auf US-Steuerreform gerichtet
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NEW YORK (Dow Jones)--Mit leichten Abgaben zeigt sich die Wall Street zur Wochenmitte. Damit setzt sich die Abwärtstendenz des Vortages fort, als die Indizes mit wachsender Skepsis bezüglich der US-Steuerreform von ihren Rekordhochs zurückkamen und kaum verändert schlossen. Übergeordnet fehlen dem Markt weiterhin nachhaltige Impulse, heißt es. Die Agenda der US-Konjunkturdaten ist bis auf die wöchentlichen US-Öllagerdaten erneut leer. Auf Unternehmensseite dominieren Meldungen aus der zweiten Reihe.

Der Dow-Jones-Index verliert gegen Mittag (Ortszeit New York) 0,1 Prozent auf 23.538 Punkte. Für den S&P-500 geht es in gleichem Umfang nach unten, der Nasdaq-Composite tendiert kaum verändert. Die stärksten Verluste verzeichnen wie am Dienstag die Bankenwerte, die sich im Schnitt um 1,5 Prozent verbilligen. Beobachter erklären das mit der flacheren Zinsstrukturkurve: Der Abstand zwischen kurz- und langfristigen Zinsen ist in den vergangenen Tagen merklich geschrumpft. Niedrige langfristige Zinsen und eine flache Zinsstrukturkurve sind negativ für das traditionelle Bankgeschäft.

Vor allem Entwicklungen rund um die geplante US-Steuerreform stehen nach wie vor im Fokus. Am Vortag hatten Zweifel an der Steuerreform den Markt leicht belastet. "Es ist allen klar, dass es noch ein weiter Weg bis zu einer Verabschiedung der Steuerreform ist", sagt Markt-Analyst Derek Halpenny von MUFG. "Vor allem am Devisenmarkt, wo die Positionierungen extrem sind, ist daher das Enttäuschungspotenzial am größten mit aktuell sinkenden Hoffnungen auf eine schnelle Einigung", so der Teilnehmer weiter.

Seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten am 8. November 2016 hat der Dow-Jones-Index um deutliche 28,5 Prozent zugelegt. Es ist das kräftigste Plus im Jahr nach einer Wahl seit 1945. Damals hatte Franklin D. Roosevelt die Präsidentschaftswahl gewonnen und der Index im folgenden Jahr um 29,8 Prozent zugelegt.

Apple-Börsenwert steigt über 900 Milliarden Dollar

In dem eher negativen Umfeld legt die Apple-Aktie um 0,3 Prozent auf ein neues Rekordhoch zu. Der Börsenwert des iPhone-Herstellers steigt damit erstmals über 900 Milliarden Dollar. Um diese Marke zu verteidigen, muss die Aktie oberhalb von 175,29 Dollar schließen.

Der Kurzbotschaftendienst Twitter verdoppelt seine bisher auf 140 Zeichen begrenzte Textlänge. Eine kleine Gruppe von Nutzern hatte bereits in den vergangenen Wochen pro Nachricht maximal 280 Zeichen versenden können. US-Präsident Donald Trump, der das Medium intensiv nutzt, gehörte nicht zu der Testgruppe. Die Länge der einzelnen "Tweets" war seit Gründung des Unternehmens im Jahr 2006 auf maximal 140 Zeichen beschränkt. Die Aktie legt gegen den Trend um 0,3 Prozent zu.

Der Messengerdienst Snapchat hat Anleger dagegen wieder einmal enttäuscht. Die Snap Inc hat ihren Quartalsverlust mehr als verdreifacht. Außerdem blieben Nutzerwachstum und das Anzeigengeschäft unter den Erwartungen. Der chinesische Internetkonzern Tencent hat sich mit 12 Prozent an Snap beteiligt. Tencent habe seit dem Börsengang der Muttergesellschaft von Snapchat im März rund 146 Millionen Aktien erworben, teilte Snap Inc mit, was als Zeichen des Vertrauens gesehen wird. Die Aktie bricht dennoch um über 15 Prozent ein.

Positiv werden die Geschäftszahlen und ein Zukauf des Digitalspieleanbieters Zynga aufgenommen. Die Titel gewinnen 9,5 Prozent. Die Gesellschaft plant die Übernahme von Teilen von Peak Games, die auf dem Gebiet mobiler Anwendungen bei Spielen aktiv ist. Zynga arbeitet seit Jahren an einer Strategie hin zu mehr mobiler Präsenz. Im dritten Quartal kletterte der Umsatz um 23 Prozent und das Unternehmen kehrte in die Gewinnzone zurück.

Der Krankenversicherer Humana hat zwar im dritten Quartal besser abgeschnitten als erwartet, gibt sich aber für das kommende Jahr pessimistisch. Das lässt die Aktie um 5,3 Prozent nachgeben.

Der US-Telekomkonzern AT&T hat erstmals davor gewarnt, dass der Zeitplan für die geplante Übernahme des Medienkonzerns Time Warner ins Wanken geraten könnte. Der Zeitpunkt der Fusion sei nun unsicher, sagte Finanzvorstand John Stephens während einer Investorenkonferenz. Erst vor wenigen Wochen hatte AT&T noch daran festgehalten, den Zusammenschluss bis Ende des Jahres abschließen zu können. Stephens sagte am Mittwoch nichts, das auf eine mögliche Ablehnung der Fusion durch die Wettbewerbsbehörden hindeuten würde. Er zog nur den bisher genannten Zeitplan zurück. Die Aktie von AT&T verliert 0,2 Prozent, für Time Warner geht es um 2,8 Prozent nach unten.

Sorgen um verspätete Steuerreform belasten Dollar

Der Dollar gibt seine Vortagesgewinne teilweise wieder ab, im Gegenzug steigt der Euro wieder an die Marke von 1,16 Dollar. Devisen-Händler verweisen auf einen Bericht, wonach die Republikaner im US-Senat die geplante Steuerreform bis ins Jahr 2019 verschieben könnten. "Wir sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Steuerreform, doch sie dürfte anders ausfallen als von den Republikanern bislang geplant", merkt Investment-Stratege Jonathan Mackay von Schroders an. Der Euro geht aktuell mit 1,1592 Dollar um.

Wenig Bewegung gibt es bei den US-Anleihen. Auch hier sind die Augen vor allem auf die geplante Steuerreform gerichtet. "Keiner weiß genau, welche Form von Steuerreform wir schließlich bekommen werden", sagt Investment-Startege Joe Tanious von Bessemer Trust. Die Wahrscheinlichkeit sei recht hoch, dass es zu wiederholten Änderungen komme, bevor die Reform schließlich Gesetz werde, ergänzt der Teilnehmer. Als weiteren Grund für die Zurückhaltung der Anleger nennt er die Auktion zehnjähriger Notes im späteren Verlauf der Sitzung. Die Rendite zehnjähriger Papiere liegt kaum verändert bei 2,31 Prozent.

Die Ölpreise geben erneut leicht nach, nachdem das US-Energieministerium wider Erwarten einen Anstieg seiner Ölvorräte gemeldet hat. Analysten hatten eine Abnahme der Bestände erwartet. Die am Vorabend veröffentlichten Lagerdaten des American Petroleum Institute (API) hatten einen Rückgang von 1,6 Millionen Barrel gezeigt und damit leicht unter den Prognosen gelegen. Übergeordnet stütze der sich weiter verschärfende Konflikt zwischen dem Iran und Saudi-Arabien, heißt es. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI reduziert sich um 0,4 Prozent auf 56,98 Dollar. Brent zeigt sich kaum verändert bei 63,68 Dollar.

Der etwas schwächelnde Dollar und die Sorgen um die US-Steuerreform verschaffen dem Goldpreis Auftrieb. Der Preis für die Feinunze legt um 0,9 Prozent auf 1.286 Dollar zu.

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November 08, 2017 12:09 ET (17:09 GMT)

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