Alt 07.11.17, 17:48
Standard Zweifel an Steuerreform holen Kurse von Rekordhochs zurück
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Rekordjagd an den US-Börsen kommt am Dienstag ins Stocken. Zwar haben die großen Aktienindizes im frühen Handel neue Rekordhochs erreicht, die aber nur marginal über den vorigen lagen. Und die Gewinne begannen rasch zu bröckeln. Das liegt nur zum Teil an einigen enttäuschenden Unternehmensbilanzen aus der zweiten Reihe. Viel wichtiger ist ein anderes Thema: Die Anleger wollten endlich Genaueres über die versprochene Steuerreform wissen, heißt es aus dem Handel.

Gegen Mittag (Ortszeit New York) verliert der Dow-Jones-Index 0,1 Prozent auf 23.526 Punkte. Für den S&P-500 geht es 0,2 Prozent nach unten, der Nasdaq-Composite zeigt sich 0,5 Prozent niedriger.

Der Markt sei schon hoch bewertet, sagt Portfolio-Manager Sandy Villere von St. Denis J. Villere & Company. Wenn aber die Steuersenkungen tatsächlich kämen, dürften die Bewertungsmultiplikatoren viel niedriger und der Markt viel billiger erscheinen. Solange das Thema Steuerreform aktuell bleibe, dürften die Kurse weiter zulegen, erwartet der Portfolio-Manager. Dazu dürften auch die gute Lage am Arbeitsmarkt, die niedrigen Zinsen und überwiegend guten Quartalsausweise der Unternehmen beitragen.

Es gibt allerdings auch warnende Stimmen: Eine deutlichere Korrektur des Aktienmarktes sei "das derzeit wahrscheinlichste Szenario", sagt Marktstratege Chris Weston von IG. Immerhin haben Dow-Jones-Index, Nasdaq-Composite und S&P-500 am Dienstag das 27. Mal in diesem Jahr gleichzeitig neue Rekordhochs markiert. Die drei Indizes liegen auf Basis des Vortagesschlussstandes seit Jahresbeginn zwischen 16 und 26 Prozent im Plus, angetrieben von der andauernden Erholung der US-Konjunktur, steigenden Unternehmensgewinnen sowie der Aussicht auf eine Steuerreform in den USA.

Neuerliche Avis-Prognosesenkung bremst Autovermieter aus

Bei den Einzelwerten stehen die Aktien der Autovermieter Hertz und Avis Budget unter Druck. Belastet von höheren Kosten für die Fahrzeugflotte und geringeren Preisen hat sich Avis erneut pessimistischer für das Gesamtjahr geäußert. Das Unternehmen senkte nach durchwachsenden Geschäftszahlen für das dritte Quartal das obere Ende der Gewinnspanne für 2017 deutlich. Avis hatte bereits im August den Gewinnausblick gesenkt. Die Aktie bricht um 14,6 Prozent ein, Hertz fallen um 16,4 Prozent.

Ein dickes Plus von fast 17 Prozent weist dagegen die Aktie von Weight Watchers auf. Vor allem Programme abseits der reinen Gewichtsreduktion kamen bei der Kundschaft gut an. Umsatz und Gewinn des Diätproduktanbieters legten in der dritten Periode um 15 bzw. 29 Prozent zu.

Mit Abgaben zeigen sich zudem die Aktien der Reiseportalbetreiber TripAdvisor und Priceline Group. TripAdvisor verbuchte im dritten Quartal Erlöse klar unter Markterwartung. Das Unternehmen leidet unter Abwanderung von Kunden zu mobilen Anbietern. Dies betrifft auch Mitbewerber Priceline Group. Hier sind die Ergebnisse für das dritte Quartal zwar besser als erwartet ausgefallen, doch das Unternehmen hat die Gewinnprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Für die Aktien von TripAdvisor geht es um knapp 18 Prozent abwärts, Priceline Group verlieren 10,7 Prozent.

Für die Aktie von Exxon Mobil geht es um 0,6 Prozent auf 83,24 Dollar nach unten. Die Analysten der HSBC haben die Titel auf "Reduce" von "Hold" gesenkt und das Kursziel auf 77 Dollar von zuvor 81,50 Dollar nach unten genommen. Die Exxon-Aktie dürfte allerdings etwas gestützt werden vom jüngsten kräftigen Anstieg der Ölpreise.

Ölpreise können jüngste Gewinne weitgehend behaupten

Diese behauptet am Dienstag den größten Teil ihrer jüngsten Gewinne. Die zuletzt gesehene Ölpreisrally sei allerdings stark spekulativ, merken die Rohstoff-Experten der Commerzbank an. Das Korrekturpotenzial sei somit beträchtlich. Die aktuelle Lage spreche allerdings dagegen, denn die jüngsten Entwicklungen in Saudi-Arabien rechtfertigten eine Risikoprämie auf den Ölpreis. Auch der Konflikt mit dem Iran drohe sich zu verschärfen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fällt um 0,4 Prozent auf 57,11 Dollar. Für Brent geht es um 0,9 Prozent auf 63,71 Dollar nach unten.

Der Goldpreis gibt einen Teil seiner Vortagesgewinne wieder ab, was von Händlern vor allem mit dem festen Dollar begründet wird. Er nähert sich damit wieder dem Dreimonatstief, auf das er am Freitag gefallen war. Allerdings dürften die weiteren Entwicklungen um Saudi-Arabien, Jemen und den Iran sowie der drohende Zahlungsausfall Venezuelas das Sentiment stützen. Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat den Ton gegenüber dem Iran deutlich verschärft und dem Erzfeind eine "direkte militärische Aggression" vorgeworfen. Der Beschuss der saudi-arabischen Hauptstadt Riad durch proiranische Rebellen im Jemen könne als "kriegerischer Akt" betrachtet werden. Der Preis für die Feinunze fällt um 0,4 Prozent auf 1.276 Dollar.

Die Notierungen am US-Anleihemarkt zeigen sich kaum verändert. Die Rendite zehnjähriger Papiere steht bei 2,31 Prozent.

Der Dollar baut seine Gewinne dagegen weiter aus. Hier überwiegen die dollarpositiven Faktoren, wie die Aussicht auf eine US-Steuerreform. Der Euro notiert bei 1,1577 Dollar und damit auf dem tiefsten Niveau seit Ende Juli. Am Vortag lag die Gemeinschaftswährung noch knapp unter 1,16 Dollar.

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November 07, 2017 12:08 ET (17:08 GMT)

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