Alt 29.04.15, 18:25
Standard Die brutalstmögliche Entwicklung
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Die Zinsen sind weg!

Der April 2015 markiert den vorläufigen Höhepunkt einer - noch vor wenigen Jahren völlig utopischen - extremen Zinsentwicklung. Die Zinsen haben sich de facto aufgelöst! Zurückliegend wurden Banken und Privatanleger Jahr für Jahr eines Besseren belehrt - diese hatten in Umfragen immer wieder einen erheblichen Zinsanstieg erwartet. Es kam ganz anders! Die Zinsentwicklung wurde zur „Mutter aller Abwärtstrends“. Über Jahrzehnte hinweg runter bis auf „0“. Am 21. April 2015 rentierte die deutsche Umlaufrendite nur noch bei 0,05 %. Dieser „verschwundene Zins“ hat vielfältige Auswirkungen.

Langsam scheint die Erkenntnis Marktkonsens zu werden, dass uns dieses Niedrigzinsumfeld nicht von heute auf morgen verlassen wird. Die EZB fährt ihren Kurs mit dem nötigen Pragmatismus, viele Effekte werden noch immer unterschätzt, wirken langfristig und nachhaltig. Wie sollten sich Anleger jetzt verhalten? Der richtige Zeitpunkt für eine sorgfältige Standortbestimmung ist gekommen.

Wer profitiert?

Anleihekäufer haben profitiert. Der Ausspruch „Mit Anleihen ist nichts mehr zu verdienen“ ist für die aktuelle Situation sicherlich zutreffend, steht aber im absoluten Gegensatz zur zurückliegenden Wertentwicklung an den Anleihemärkten. Die Formel lautet: Zinsverfall gleich Kursgewinn!

Staaten werden profitieren. Die EZB hat durch ihre expansive Geldpolitik dringend notwendigen Spielraum für die ehemaligen „Wackelkandidaten“ der Eurozone geschaffen. Die Schwergewichte Frankreich, Italien und Spanien werden sich auf absehbare Zeit weiterhin zu absoluten Top-Konditionen am Kapitalmarkt refinanzieren können. Diese extrem günstigen Kreditkosten schaffen Zeit für unverzichtbare Reformen - Griechenland dagegen ist isoliert.

Kleinsparer können profitieren. Ja, Sie haben richtig gelesen - es kommt nur darauf an, wie der Begriff „sparen“ definiert wird. Wer sein Geld an Banken (Festgeld) oder an Unternehmen verleiht (Anleihen) und dies als „sparen“ bezeichnet, der bekommt natürlich nichts mehr dafür. Wechseln Sie doch einfach die Seite! Finanzieren Sie ihr Eigenheim (Baukredite sind unglaublich günstig) und legen Sie die ersparten Zinszahlungen langfristig in Produktivkapital an. Es ist unglaublich, wie viel Geld man in der aktuellen Situation im Vergleich zu früher „sparen“ kann. Rechnen Sie nach!

Wer leidet?

Kleinsparer, die nicht von ihrer Ideologie abweichen, dass der Weg zur gesicherten Rente nur über Sparbücher laufen kann. Aber vor allem leiden die „großen“ Sparer - die Reichen! - die Millionen und Milliarden auf Festgeldern lagern. Früher waren die laufenden Erträge vieler Privatiers ausreichend, um den gewohnten Lebensstil aufrecht zu erhalten. Praktisch ohne Risiko! Diese Wohlfühlzone existiert heute nicht mehr. Wer eine Renditeerwartung von drei Prozent äußert, muss sich darüber klar werden, dass er den „risikofreien Zins“ deutlich übertreffen will. Die beiden Begriffe „Rente“ und „Rendite“ vereint die gemeinsame Wortherkunft. Sinngemäß „erhält man etwas zurück“. Keine Rendite, keine Rente. Das merken Festgeldsparer im Kleinen und Pensionskassen im Großen. Die eigentliche Leidenszeit hat hier gerade erst begonnen.

Fazit

Die Zinsen sind weg. Anleger, was nun? Es ist wichtig zu erkennen, dass jede Entwicklung neue Risiken und Chancen eröffnet - wie einseitig sie auch immer sein mag. Begegnen Sie der aktuellen Zinssituation nicht mit einer festgefahrenen Ideologie! Sie gehören nicht zu den Leidtragenden, wenn Sie flexibel bleiben. Überdenken Sie Ihre Altersvorsorge. Prüfen Sie sorgfältig Ihre Möglichkeiten, nutzen Sie die Niedrigzinsen im Kreditbereich und vertrauen Sie beim Sparen zunehmend auf Produktivkapital.

Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserer Kapitalmarktprognose für 2015 erhältlich. Sie können sich diese Prognose unter www.gruener-fisher.de anfordern.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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