Alt 19.09.17, 20:01
Standard Wenig Bewegung vor Fed-Entscheidung
Beitrag gelesen: 174 x 

NEW YORK (Dow Jones)--Pünktlich zum Beginn der zweitägigen US-Notenbanksitzung ist an der Wall Street Lethargie eingekehrt. Zwar markiert der Dow-Jones-Index im frühen Geschäft ein weiteres Allzeithoch, doch insgesamt fallen die Bewegungen in homöopathischen Dosen aus. "Die weiter steigende positive Marktstimmung bleibt vor der Fed-Sitzung vorherrschend. Diese könnte Händler aber für die nächsten eineinhalb Tage an die Seitenlinie verbannen. (...)", kommentiert Analyst Richard Perry von Hantec Markets den lustlosen Handel.

Für etwas Zurückhaltung sorgen möglicherweise bei dem ein oder anderen Teilnehmer auch neue Aussagen von US-Präsident Donald Trump. Dieser hat im Konflikt um das nordkoreanische Raketenprogramm mit dem massiven Einsatz des US-Militärs gedroht. Die USA würden das asiatische Land "völlig zerstören", sollte Pjöngjang nicht nachgeben, warnte Trump vor der UN-Vollversammlung.

Am Mittag US-Ostküstenzeit steigt der Dow-Jones-Index um 0,2 Prozent auf 22.372 Punkte, auch S&P-500 und Nasdaq-Composite liegen gut behauptet im Markt, aber noch knapp unter ihren jüngsten Rekordhochs. Weil sich am Mittwoch bereits die US-Notenbanker zu Wort melden werden, spielen die Konjunkturdaten des Tages keine große Rolle. Immerhin: die Importpreise sind im August ein wenig stärker gestiegen als erwartet, was der US-Notenbank bei ihrem derzeitigen Zinserhöhungsprozesse tendenziell in die Karten spielt.

Anders die US-Baubeginne, die im August erneut gesunken sind. Doch legte die Zahl der Baugenehmigungen zu. Das Defizit in der US-Leistungsbilanz im zweiten Quartal ist indes gestiegen - und dies deutlicher als erwartet. An den Finanz- und Devisenmärkten wird der Fehlbetrag in der US-Handels- und Leistungsbilanz mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. US-Präsident Trump hat versprochen, das Defizit in der Handelsbilanz radikal zu senken.

Doch bleibt die Fed-Sitzung das beherrschende Thema. Größeres Überraschungspotenzial birgt das Treffen derweil nicht. Eine Zinserhöhung zum aktuellen Termin gilt als nahezu ausgeschlossen, dafür dürfte Fed-Chefin Janet Yellen den Startschuss für eine Reduzierung der durch jahrelange Anleihekäufe auf 4,5 Billionen Dollar aufgeblähten Bilanz der Fed geben.

Inflationsausblick der Fed am spannendsten

Anleger dürften besonders den Inflationsausblick auf das nächste Jahr im Blick haben, sagt Patrick Zweifel, Chefvolkswirt bei Pictet Asset Management. "Denn geldpolitische Entscheidungen werden meistens auf Basis der Einschätzung getroffen, wo die Inflation in einem Jahr liegen könnte und nicht, wo sie aktuell liegt", erläutert er. Zuletzt hatten eher gedämpft ausgefallene Inflationsdaten jenen Akteuren recht gegeben, die im laufenden Jahr mit keiner weiteren US-Zinserhöhung mehr rechnen. "Analysten erwarten, dass sich die Fed zumindest die Möglichkeit offen halten wird für eine Zinsanhebung im Dezember", sagt Marktanalystin Ipek Ozkardeskaya von London Capital Group.

Am stärksten dürfte die Reaktion auf die Fed-Verlautbarung am Devisenmarkt ausfallen. Dort tendiert der Dollar im Vorfeld etwas leichter. Der Euro kostet 1,1977 Dollar nach Wechselkursen um 1,1952 am Vorabend. "Investoren warten auf einen Grund, den Dollar zu kaufen, nachdem sie ihn in diesem Jahr überverkauft haben. Eine Bestätigung, 2018 mit den Zinserhöhungen fortzufahren und/oder ein höheres Tempo bei der Bilanzverkürzung einzuschlagen, könnte zwar einen Impuls liefern, aber solange die Verbraucherpreise nicht am Zielwert sind und das Lohnwachstum schwach bleibt, scheint den Falken die Munition zu fehlen", sagt IG-Analyst Chris Beauchamp.

Am Goldmarkt tut sich wenig. Der Preis der Feinunze stabilisiert sich nach seinen jüngsten Verlusten vom Jahreshoch bei 1.357 Dollar im Bereich eines Dreiwochentiefs bei rund 1.309 Dollar. Die Rentennotierungen geben indes leicht nach, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen steigt um einen Basispunkt auf 2,24 Prozent. Möglicherweise spiele der ein oder andere Anleger mit Blick auf die Importpreise die Karte Zinserhöhung, heißt es.

Spekulationen im Telekommunikationssektor

Am Aktienmarkt wird eine andere Karte gespielt: Die Gerüchte um einen Zusammenschluss zwischen T-Mobile US und Sprint nehmen wieder Fahrt auf. Der TV-Sender CNBC berichtet, dass die beiden US-Mobilfunkanbieter "aktiv" über einen Zusammenschluss sprächen. Während T-Mobile US um 4,1 Prozent anziehen, sind es bei Sprint gar 7,7 Prozent Aufschlag.

Huntsman fallen indes um 2,1 Prozent. Der aktivistische Investor White Tale Holdings opponiert gegen die vorgeschlagene Fusion des Unternehmens mit Clariant. Er fordert, dass Huntsman zunächst Alternativen auslotet für den 14-Milliarden-Dollar schweren Deal im Spezialitätenchemiegeschäft.

Klar im Plus zeigen sich auch die Aktien der Spielzeughersteller Hasbro und Mattel nach der Insolvenz des US-Spielzeughändlers Toys'R'Us. Das Unternehmen hat Gläubigerschutz angemeldet. Der Einzelhändler leidet wie viele andere stationäre Händler unter rückläufigen Umsätzen und dem zunehmenden Druck der Internetkonkurrenz - allen voran Amazon. Hasbro ziehen um 1,8 Prozent an - Mattel um 1,5 Prozent. Amazon büßen 0,3 Prozent ein.

Der US-Finanzdienstleister Equifax, der im Mai Ziel einer groß angelegten Hackerattacke geworden ist, hat Berichten zufolge offenbar im März schon einmal einen Hackerangriff erlebt. Equifax hat nun Cyberexperten beauftragt, dem nachzugehen. Equifax drehen 0,1 Prozent ins Plus. Die Staatsanwaltschaft in New York will auch die Datensicherheit der Wettbewerber Experian und TransUnion untersuchen. Letztere Aktie verliert 1,2 Prozent. AutoZone sinken um 4,5 Prozent. Der Autoteilehändler hat zwar Geschäftszahlen über Markterwartungen vorgelegt, was die Aktie zunächst auch deutlich beflügelt hatte. Händler monieren, dass das Wachstumstempo unter dem langjährigen Durchschnitt liegt.

Ölpreise geben nach

Am Ölmarkt geht es mit den Preisen leicht nach unten. Brentöl kostet 55,09 Dollar je Fass und damit 0,7 Prozent weniger als am Vorabend - US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 0,5 Prozent auf 49,67 Dollar. Die Erwartungen an eine steigende US-Schieferölproduktion sind den zehnten Monat in Folge gestiegen.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf/gos

(END) Dow Jones Newswires

September 19, 2017 12:40 ET (16:40 GMT)

Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.


Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 02:38 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]