Alt 23.06.17, 11:04
Standard Schlussrally in Schanghai trotz Ermittlungen
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Die ostasiatischen Aktienmärkte haben sich am Freitag den lustlosen Vorgaben der Wall Street angeschlossen und überwiegend wenig verändert geschlossen. Eine Ausnahme machte Schanghai. Dort führte - quasi spiegelbildlich zum Vortag - eine Schlussrally das Börsenbarometer noch in positives Terrain. Der Schanghai-Composite gewann 0,3 Prozent auf 3.158 Punkte.

Die längste Zeit des Handels hatte er deutlicher im Minus gelegen, laut Händlern belastet von Verunsicherung, weil die Bankenaufsicht Untersuchungen über das Kreditgebahren im Ausland aggressiv agierender chinesischer Unternehmen begonnen hat. Sie betreffen Unternehmen wie HNA, Fuson, Anbang Securities und Dalian Wanda Group. Die Ermittlungen hatten bereits im Späthandel am Donnerstag die Kurse von Wanda Film und Fosun unter Druck gebracht und auch den breiten Markt noch ins Minus gezogen.

Am Markt hätten darauf Sorgen vor strengeren Regulierungen im gesamten Finanzsektor die Runde gemacht, hieß es. Die Entwicklung erinnere die Markteilnehmer zudem daran, wie groß der Einfluss immer noch sei, den Peking auf den Aktienmarkt ausübe, sagte Handelsexperte Dong Yul Lim von CMC Markets. Die Aufnahme von chinesischen A-Aktien in die Schwellenlandindizes von MSCI am Mittwoch habe derlei Befürchtungen nur kurz in den Hintergrund gedrängt.

Als sich Wanda Film und Shanghai Fosun Pharmaceutical im Spätgeschäft dann deutlicher zu erholen begannen, legten auch die Kurse in der Breite wieder zu. Wanda Film schlossen 3,6 Prozent fester, Shanghai Fosun gewannen 3,3 Prozent und bei HNA Investment reduzierte sich das Tagesminus auf 0,9 Prozent. Wanda und Fosun hatten auf die neusten Vorwürfe mit der Aussage reagiert, die Geschäfte liefen normal.

Takata um 45 Prozent erholt

In Tokio zeigte sich der Nikkei-Index mit 20.133 Punkten gut behauptet, auch in Sydney behaupteten sich die Kurse. Der Kospi in Seoul profitierte etwas davon, dass der neue Staatspräsident Moon Jae-in auf China zugehen will, damit Peking die gegen sein Land verhängten Wirtschaftssanktionen aufhebt. China hatte sie aus Verärgerung über die Installation eines US-Raketenabwehrsystems in Südkorea vor einigen Wochen erlassen. Einzelwerte wie Hyundai Motor profitierten etwas stärker von der Entwicklung und legten um 1,2 Prozent zu.

Dass sich in Japan die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe im Juni spürbar verlangsamt hat, sorgte kaum für Impulse. Der entsprechende Index deute dessen ungeachtet immer noch auf eine robuste Ausweitung der Industrieproduktion hin, sagte Ökonom Marcel Thieliant von Capital Economics.

Unter den Einzelwerten zeigten sich Takata nach ihrem über 50-prozentigen Absturz am Donnerstag um 45 Prozent erholt. Große Autobauer wie Honda, Toyota und Nissan hatten dem offenbar unmittelbar vor einem Insolvenzantrag stehenden Airbag-Hersteller mitgeteilt, basierend auf den abgeschlossen Verträgen die Geschäftsbeziehungen aufrechterhalten zu wollen und ihn finanziell zu unterstützen. Honda hatte am stärksten unter fehlerhaften Airbags von Takata gelitten und deswegen die meisten Fahrzeuge zurückrufen müssen. Die Wochenbilanz für die Takata-Aktie ist trotz der Erholung verheerend: Gegenüber Freitag der Vorwoche hat die Aktien zwei Drittel an Wert verloren.

Toshiba rutschten um 4,4 Prozent ab, nachdem das wegen Problemen bei der US-Kraftwerkstochter in eine Krise geratene Unternehmen mitgeteilt hatte, dass seine Aktien ab dem 1. August nur noch in der zweiten Sektion der Tokioter Börse gehandelt werden. Das könnte zur Folge haben, dass einige Investoren der Aktie den Rücken kehren, wegen der dort von der Hauptsektion abweichenden Selbstverpflichtungsregeln.

Australische Bankenaktien weiter im Steuerstrudel

In Sydney verhinderten nachgebende Bankenaktien einen positiveren Wochenschluss. Am Vortag war bekannt geworden, dass neben dem australischen Staat auch die Region Südaustralien eine Sondersteuer für die großen Banken des Landes erheben will, um damit Haushaltslöcher zu stopfen. Australia & New Zealand Banking Group verloren 0,6, Commonwealth Bank of Australia 0,8 Prozent, National Australia Bank 0,5 und Macquarie Group 0,9 Prozent. In den Augen der Politiker arbeiten die Banken hoch profitabel und können die neue Steuerbelastung leicht verkraften. Westpac gaben nur um 0,1 Prozent nach, gestützt von einer Kaufempfehlung durch die Credit Suisse.

Für China Unicom ging es in Hongkong um 1,9 Prozent nach oben. Hier stützten Nachrichten, wonach die beiden Technologieriesen Alibaba und Tencent Beteiligungen an dem staatlich kontrollierten Mobilfunkunternehmen eingehen könnten. Hintergrund sind Bestrebungen Pekings, bislang staatlich dominierte Unternehmen mit mehr privatem Kapital auszustatten. Im konkreten Fall sei von rund 10 Milliarden Dollar die Rede, hieß es.

Mitarbeit: Steffen Gosenheimer

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June 23, 2017 04:27 ET (08:27 GMT)

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