Alt 10.04.18, 10:12
Standard Versöhnlicher Xi macht Anleger mutig
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Nach einem schwächeren Start haben die meisten Börsen in Ostasien und Australien am Dienstag im Handelsverlauf die Richtung gewechselt und etwas fester geschlossen. Ausgelöst wurde die Kauflaune von Chinas Präsident Xi Jinping, der die zuletzt belastenden Sorgen vor einer Eskalation des Handelsstreits mit den USA zu einem ausgewachsenen Handelskrieg zerstreute.

Xi kündigte neue Schritte zur Öffnung der Wirtschaft seines Landes an. Bei einem Wirtschaftsforum sprach Xi von einer "neuen Phase der Öffnung". Peking strebe keinen Handelsüberschuss an und wolle mehr importieren, sagte Xi. "Die Tür der chinesischen Öffnung wird nicht geschlossen, sie wird nur weiter und weiter geöffnet." Konkret nannte er unter anderem Maßnahmen zur Reduzierung von Zöllen auf Autos und zum Schutz geistigen Eigentums. Diese Bereiche zählen zu den Hauptforderungen der USA.

Während sogenannte sichere Häfen wie der Yen oder das Gold angesichts der wieder gestiegenen Risikobereitschaft der Anleger nicht gefragt waren und nachgaben, zogen die Aktienkurse an. In Tokio ging es für den Nikkei-Index um 0,5 Prozent nach oben auf 21.794 Punkte. In Sydney fiel das Plus etwas größer aus. Tagessieger waren die Börsen in China: Schanghai schloss nach einer Schlussrally 1,7 Prozent fester, angeführt vom Finanzsektor. Hongkong wies im Späthandel ein Plus von 1,8 Prozent auf. Der Terminkontrakt auf den S&P-500-Future lag derweil zuletzt 1,3 Prozent höher und deutet somit für den Start an den US-Börsen ebenfalls eine deutlich positive Tendenz an.

Der Dollar wurde mit 107,23 Yen gehandelt, verglichen mit frühen Kursen im asiatischen Handel von 106,70. Der Yuan zog zum Dollar leicht an. Hier trieb die Spekulation, dass China wohl nicht auf einen schwächeren Yuan als Gegenmaßnahme gegen höhere US-Importzölle reagieren werde. Zudem wäre dies mit hohen Risiken verbunden und stünde auch im Widerspruch zu jeglicher früherer Rhetorik, sagte Marktexperte Brendan Ahern von Kraneshares. Am Ölmarkt wurde die Stimmung ebenfalls gehoben von Xis Aussagen. Die Preise stiegen um etwa 0,7 Prozent, Brentöl kostete 69,18 Dollar.

Musik in den Ohren der Anleger

Xis versöhnliche Töne seien Musik in den Ohren der Anleger, kommentierte Rodrigo Catril, Währungsexperte bei NAB. Sie deuteten mehr auf Verhandlungen als auf Konfrontation hin.

Es gab aber auch skeptischere Stimmen. Xis Ausführungen seien eher längerfristig zu verstehen, der derzeitige Handelskonflikt werde nur auf Grund seiner Rede nicht einfach aus der Welt geschaffen, sagte Ökonomin Naomi Muguruma von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities. "Das Thema wird uns weiter beschäftigen. Es ist zu früh, um zu optimistisch zu sein". Die Strategie von Donald Trump sei womöglich, das Thema weiter zu spinnen bis zu den Zwischenwahlen im November.

Anfangs hatten die Börsen noch darunter gelitten, dass die Gewinne an der Wall Street am Montag im späten Handel fast komplett wieder verlorengegangen waren. Als Auslöser dafür wiederum galt, dass die US-Bundespolizei FBI die Büroräume des persönlichen Anwalts von US-Präsident Trump durchsucht und dabei Dokumente beschlagnahmt haben soll. Nach Informationen der Zeitung "Washington Post" beziehen sich die beschlagnahmten Dokumente auf den Rechtsstreit zwischen Cohen und der Pornodarstellerin Stormy Daniels, die behauptet, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben.

Rusal-Debakel noch nicht ausgestanden

Rusal gaben um weitere 8,7 Prozent nach. Der Kurs des auch in Hongkong notierten russischen Aluminiumherstellers war am Vortag um 50 Prozent eingebrochen, nachdem die USA am vergangenen Freitag neue gezielte Strafmaßnahmen gegen bestimmte russische Oligarchen, Regierungsmitglieder und Firmen verhängt hatten. Durch die Sanktionen werden mögliche Bankkonten und Vermögenswerte der Betroffenen in den USA eingefroren, und US-Bürgern wird verboten, mit ihnen Geschäfte zu machen. Profiteur des Rusal-Debakels waren Chalco. Die Aktie des chinesischen Aluminiumproduzenten zog um über 7 Prozent an, nachdem sie am Vortag bereits um 4 Prozent zugelegt hatte.

Unter den weiteren Einzelwerten zogen PICC in Hongkong um 2,8 Prozent an. Der Kurs des Versicherers wurde gestützt von neuen Details zum Vorhaben, einen Teil der Aktien auch an der Börse in Festlandchina notieren zu lassen, hieß es. Damit könnten PICC umgerechnet gut 2 Milliarden US-Dollar zufließen.

In Tokio waren die exportsensitiven Autowerte gesucht. Honda gewannen 2,6 und Toyota 1,4 Prozent. In Hongkong verteuerten sich Geely um 2,1 Prozent.

In Seoul gab es Kursbewegung innerhalb des Samsung-Konglomerats. Einem TV-Sender zufolge will Samsung C&T 30 Prozent an Samsung Bioepis übernehmen, die derzeit laut der Nachrichtenagentur Reuters noch zu 95 Prozent im Besitz von Samsung Biologics ist. Biologics legten um 3,7 Prozent zu, Samsung C&T um 4,3 Prozent. Hintergrund der Verschiebungen dürften regulatorische Anforderungen sein, hieß es mit Blick auf ähnliche Maßnahmen innerhalb des Hyundai-Geflechts vor wenigen Wochen.

Yue Yuen wurden in Hongkong nach ihrer Aussetzung am Vortag wieder gehandelt und stürzten um gut 10 Prozent ab. Pou Sheng traf es mit einem Minus von fast 30 Prozent noch härter. Yue Yuen will die noch offenen 38 Prozent am Sporteinzelhändler Pou Sheng kaufen, stößt damit aber auf Gegenwehr seitens der Minderheitsaktionäre.

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April 10, 2018 03:34 ET (07:34 GMT)

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