Alt 04.04.18, 10:14
Standard Eskalation im Handelskrieg belastet Börsen
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Der Fahrt aufnehmende Handelskrieg zwischen den USA und China hat am Mittwoch an den asiatischen Börsen echtes Kaufinteresse abgewürgt. Trotz positiver Vorgaben von der Wall Street präsentierten sich die meisten Börsen der Region Ostasien und Australien mit moderaten Abgaben. Im Handelsstreit mit China haben die USA nun eine Liste mit chinesischen Importwaren veröffentlicht, die mit Strafzöllen belegt werden sollen. Die Liste umfasst Importe im Wert von "schätzungsweise 50 Milliarden Dollar", wie das Büro des US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer mitteilte.

Die Maßnahmen gehen über die bereits bestehenden Strafzölle auf Stahl und Aluminium hinaus. China hat die neue Liste scharf kritisiert und mit Gegenmaßnahmen gedroht. Als die meisten Börsen geschlossen waren, lieferte China konkrete Gegenmaßnahmen. Dort, wo noch gehandelt wurde, ging es dann deutlicher gen Süden. Der HSI in Hongkong stürzte um 1,8 Prozent ab.

Ausgerechnet die Börse in Schanghai zeigte sich lange Zeit mit etwas deutlicheren Aufschlägen und drehte erst im späten Geschäft ins Minus. Der Composite büßte letztlich 0,2 Prozent auf 3.132 Punkte ein. Über die gesamte und verkürzte Handelswoche summierten sich die Verluste aber auf 1,2 Prozent. Beobachter zeigten sich verwundert über die Stärke der chinesischen Leitbörse auf Tagessicht, weil am Mittwoch letztmalig in dieser Woche in Schanghai gehandelt wurde und Anleger erst am Montag auf eine mögliche weitere Eskalation des Handelskrieges reagieren können. Hongkong bleibt nur am Donnerstag geschlossen wegen des chinesischen Ching-Ming-Festes.

Aktien aus den Sektoren Pharma, Automobilbau und Lebensmittelproduktion zählten zu den festesten, solche aus den Bereichen Fluggesellschaften, Technologie, Halbleiter und Stahlerzeugung führten die Liste der Verlierer dagegen an. "Der Markt ist zu großen Teilen fähig gewesen, die Nachrichten zu den angepeilten Sektoren zu verdauen und der Fahrplan war ohnehin weitgehend bekannt", versuchte Marktstratege Tai Hui von JP Morgan Asset Management für die Region Asien/Pazifik die entspannte Marktreaktion zu erklären. Händler sprachen in Schanghai auch von einer Erholung von den Vortagesverlusten. Außerdem gebe es ewige Optimisten an den Börsen, die noch immer auf eine Verhandlungslösung setzten, denn konkret habe Peking bislang noch nicht auf die neuen US-Zölle reagiert.

Tokio wenig verändert

Der Nikkei-225 in Tokio pendelte zwischen leichten Verlusten und Gewinnen und beendete den Handel mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent auf 21.320 Zähler. Allerdings gab der japanische Leitindex damit frühere höhere Tagesgewinne wieder ab. Der Handelskrieg werde Japan indirekt auch treffen. Einem Teil der chinesischen Exporte gingen japanische Importe voraus, hieß es. Daher waren es auch in erste Linie Aktien mit Bezug auf den heimischen Markt, die die Gewinner anführten. Im Elektronikbereich und in Sektoren mit globaler Ausrichtung überwogen dagegen Verluste.

In Australien verhalf eine Erholung im Tagesverlauf in den Sektoren Bankenwesen und Energie dem Gesamtmarkt zu einer gut behaupteten Schlusstendenz. Zuvor hatte der S&P/ASX-200 eine Durststrecke über drei Sitzungen verbucht. In Südkorea weitete der Kospi die Verlustphase auf drei Sitzungen aus. Mit einem Abschlag von 1,4 Prozent markierte der exportabhängige Index ein Einwochentief. Das exportabhängige Indexschwergewicht Samsung Electronics büßte 2,5 Prozent auf ein frisches Vierwochentief ein.

Dollar verteidigt Gewinne des Vortages

Wie gelassen die Märkte auf die neuerliche Verschärfung im Handelsstreit reagierten, ließ sich am Devisenmarkt ablesen. Der US-Dollar verteidigte sein am Vortag deutlich erhöhtes Niveau, legte auf Tagessicht zur klassischen Fluchtwährung Yen also deutlich zu. Der Greenback ging mit 106,53 Yen um nach Vortageskursen unter 106. Andererseits stieg nach der klassischen Lehre die Währung des durch Protektionismus geschützten Währungsraumes.

In Seoul stiegen Hyundai Motor um knapp 3,0 Prozent. Der aktivistische US-Hedgefonds Elliott Management war über eine Tochter bei drei Töchtern des südkoreanischen Automobilherstellers eingestiegen. Der Investor verlangte postwendend Verbesserungen im Konzern. Huaneng Renewables sprangen in Hongkong nach einem positiven Ausblick um weitere 2,3 Prozent auf ein Zweieinhalbjahreshoch. Daiwa hatte die Aktie auf "Outperform" hoch gestuft. China Eastern Air verloren 2,1 Prozent. Die chinesische Fluggesellschaft will möglicherweise den Flottenausbau verlangsamen. Nach einem Sechseinhalbmonatstief am Vortag erholten sich BYD um 1,0 Prozent.

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April 04, 2018 04:40 ET (08:40 GMT)

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