Alt 20.04.18, 12:25
Standard Aktienmarkt zum kleinen Verfall knapp im Plus
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FRANKFURT (Dow Jones)--Am europäischen Aktienmarkt setzt sich die übergeordnete Seitwärtsbewegung bis zum Freitagmittag mit leichten Aufschlägen fort. Nachdem sich an den beiden Vortagen wichtige technische Hürden in DAX und Euro-Stoxx-50 als letztlich nicht zu überwinden entpuppt haben, dürfte es zum Wochenschluss mit einem Ausbruch nach oben wohl wieder nichts werden. Gebremst wird der europäische Aktienmarkt unter anderem vom kleinen Verfalltag der Optionen an den internationalen Terminbörsen.

Der Abrechnungspreis der Euro-Stoxx-50-Optionen für April liegt bei 3.501,22 Punkten. Damit hat es einen Kampf um runde Marken wie lange nicht mehr gegeben. Die Marke war für einen kleinen Verfalltag sehr stark besetzt mit geschriebenen Calls. Im DAX, der erst eine Stunde nach dem Euro-Stoxx-50 verfällt, ist die 12.600er-Marke dichter als sonst besetzt. Dies dürfte den DAX bis zum Verfall ausbremsen und unter der 12.600er-Marke halten, an der der deutsche Leitindex in den vergangenen Tagen immer wieder gescheitert war.

Der DAX steigt um die Mittagszeit um 0,1 Prozent auf 12.575 Punkten, der Euro-Stoxx-50 wird 0,4 Prozent über Vortagesschlussniveau gehandelt bei 3.502 Zählern. Zudem sind die Ereignisse des Vortages noch nicht ganz verarbeitet und belasten weiter. So hatte die Umsatzwarnung von Taiwan Semiconductor für massive Verluste unter Technologiewerten gesorgt, zudem hatten die schwachen Geschäftszahlen von Philip Morris erschreckt und die Sektoren kurzlebiger Konsumgüter belastet. Die Titel des Tabakkonzerns erlebten den schwärzesten Tag ihrer Börsengeschichte in den USA.

Die Schwäche des Sektors setzt sich aber nicht unmittelbar fort, allerdings kommt es auch zu keiner Erholung. Der Sektorindex kurzlebiger Konsumgüter des täglichen Gebrauchs im Stoxx-50 stagniert, der Lebensmittelindex, gibt um 0,2 Prozent nach. "Anleger dachten, diese Unternehmen sind solide. Man nimmt eine Procter & Gamble oder eine Unilever und betrachtet sie als Fundament des eigenen Portfolios", sagt Investmentstratege Arian Vojdani on MV Financial mit kritischem Blick auf den Sektor.

Der Druck auf die Technologiewerte setzt sich fort. Nach dem Erschrecken über den gesenkten Umsatzausblick von Taiwan Semiconductor befeuern die Geschäftszahlen von ASM International die negative Stimmung. Der Zahlenausweis kann die hohen Erwartungen nicht befriedigen. Die Aktien fallen um 8,3 Prozent und unterbieten damit sogar Taiwan Semi, die in Taipeh um 6,3 Prozent tiefer aus dem Handel gegangen sind. Bei ASMI sei der Belastungsfaktor jedoch nicht der Umsatz, sondern ein ungünstiger Produktmix und ein deutlicher Margenrückgang, heißt es. Im DAX verlieren Infineon 0,8 Prozent.

Shire unter Druck

Im Pharmasektor entweicht derweil die Fantasie aus einem Übernahmekampf um Shire - die Aktie des britischen Pharmakonzerns verliert 4,2 Prozent. Denn die irische Allergan hat am Vorabend angekündigt, nun doch nicht wie vom Markt erhofft ein Gegengebot für Shire abgeben zu wollen. "Die Hoffnung auf einen Bieterwettstreit zwischen Allergan und Takeda hatte am Nachmittag Shire nochmal deutlich nach oben getrieben", sagt ein Händler. Dies werde nun ausgepreist. Takeda Pharmaceutical bietet 60 Milliarden Dollar in bar und Aktien, Shire lehnt das Angebot jedoch im üblichen Reflex als Unterbewertung ab.

Derweil geht auch die Berichtssaison in eine neue Runde. Der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser hat seinen Umsatz im ersten Quartal um 23 Prozent gesteigert. Auf vergleichbarer Basis lag das Wachstum aber nur bei 2 Prozent. Händler bemängeln zudem eine sinkende Preissetzungsmacht. Mit der generellen Schwäche im Sektor verlieren die Papiere 5,1 Prozent. Im DAX fallen Henkel im Sektor 0,6 Prozent.

Bei Ericsson schlagen sich die im Sommer 2017 eingeleiteten Sparmaßnahmen nun auch im Ergebnis nieder. Der schwedische Netzwerkausrüster schreibt zwar weiter rote Zahlen, doch sind die Verluste deutlich kleiner ausgefallen als am Markt befürchtet. Die Restrukturierung scheine schneller als erwartet voranzukommen, was die deutlich stärkere Margenverbesserung zeige. "Vor allem beim Hauptverursacher der Verluste ist es besser geworden - das treibt den Kurs", so ein Händler mit Blick auf die Digital Services Sparte. Die Titel haussieren um 16,2 Prozent.

RIB Software fallen nun doch

RIB hat nun offiziell die Partnerschaft mit Microsoft gestartet, auf die in den vergangenen Wochen spekuliert worden war. "Die geht heute entweder zweistellig durch die Decke oder es kommt zu kräftigen Gewinnmitnahmen", sagt ein Händler mit Blick auf die Meldungslage bei RIB Software. Nach vorbörslichen Aufschlägen nehmen Anleger nun doch lieber Gewinne mit, die Titel verlieren 3,2 Prozent.

Keinen Kurstreiber für K+S machen Händler in einer ersten Einschätzung in den Geschäftszahlen des norwegischen Konkurrenten Yara aus. "Die Zahlen von Yara sind okay, aber wegen hauseigener Leistungen", so ein Händler mit Blick auf die verbesserte Marge bei Yara. Dies nütze jedoch K+S nichts: "Im Gegenteil: Yara hat hier von geringeren Auslieferungen berichtet und spricht im Ausblick weiter von einer harten und weiterhin angebotsgetriebenen Marktumgebung". Beides sei nicht geeignet, um Käufer in K+S zu locken. K+S geben 0,4 Prozent nach, Yara fallen mit dem schwachen Ausblick um 2,5 Prozent.

Ein wenig spektakuläres Börsendebüt legt die Softwaregesellschaft Serviceware hin. Der Kurs notiert mit 24,78 Euro 3,3 Prozent über dem Ausgabepreis von 24 Euro.

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April 20, 2018 06:48 ET (10:48 GMT)

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