Alt 19.04.18, 22:51
Standard Schwächer - Technologieaktien unter Druck - AmEx sehr fest
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NEW YORK (Dow Jones)--Erstmals in der laufenden Woche ist es an der Wall Street am Donnerstag mit den Aktienkursen nach unten gegangen. Vor allem Technologieaktien erlebten wieder einmal einen überdurchschnittlich schwachen Tag. Ein Grund war eine Umsatzwarnung für die globale Halbleiterindustrie durch Taiwan Semiconductor (TSMC). Das Unternehmen gilt als größter Halbleiter-Kontraktfertiger weltweit.

Getrübt wurde die Stimmung auch vom fortgesetzten Anstieg der Renditen am Anleihemarkt. Sie bedeuten zum einen höhere Finanzierungskosten für die Unternehmen und machen zum anderen Anleihen als Anlage relativ zu Aktien attraktiver. Neue Konjunkturdaten vom Tage sorgten für keine erkennbaren Impulse. Dass sich die Indizes am Ende von den Tagestiefs etwas erholhen konnten, führten Händler auf einen Bloomberg-Bericht zurück, wonach Donald Trump nicht im Visier des Sonderermittlers Robert Mueller stehen soll. Das habe etwas politische Unsicherheit beseitigt.

Die Schwäche der Technologieaktien spiegelten die Nasdaq-Indizes wider, die am stärksten nachgaben um bis zu 0,9 Prozent. Der S&P-500 verlor 0,6 und der Dow-Jones 0,3 Prozent auf 24.665 Punkte. Umgesetzt wurden 753 (Mittwoch: 769) Millionen Aktien. Auf 906 (1.626) Kursgewinner kamen an der Nyse nach ersten Angaben 2.014 (1.309) -verlierer. Unverändert gingen 144 (129) Titel aus dem Tag.

Der Index der Halbleiteraktien knickte derweil um 3,7 Prozent ein. TSMC rechnet 2018 nur noch mit einem Umsatzwachstum der globalen Halbleiterindustrie von 5 Prozent und nicht mehr wie zuvor geschätzt von 5 bis 7 Prozent. Der Apple-Zulieferer begründet das unter anderem mit einer Schwäche bei Mobilfunkprodukten.

Als Belastungsfaktor für den Sektor wurde daneben gewertet, dass der Chipkonzern Qualcomm mit seiner geplanten Übernahme des niederländischen Wettbewerbers NXP Semiconductors bei den Kartellbehörden in China noch auf Widerstand stößt. Peking verhindert bislang als letztes noch den Deal. AMD, Applied Materials, Intel und Nvidia verloren 2,4 bis 6,5 Prozent. Apple büßten 2,8 Prozent und Qualcomm 4,8 Prozent ein.

Philip Morris stürzen ab

Noch stärker verlor der Nahrungsmittelsektor. Dessen Index wurde um rund 4 Prozent nach unten gerissen von einem Kurseinbruch bei Philip Morris. Die Aktie des Tabakherstellers verlor 15,6 Prozent und in ihrem Soge das Papier der Mutter Altria 6,0 Prozent. Der Marlboro-Hersteller hatte umsatzseitig im ersten Quartal die Erwartungen verfehlt und zudem vor einer mauen Umsatzentwicklung im Nahen Osten und auf anderen Märkten gewarnt. Außerdem belaste der scharfe Preiswettbewerb den Gewinn im laufenden Jahr.

Der Haushaltsgütersektor wurde von Procter & Gamble belastet und büßte knapp 3 Prozent ein. Procter & Gamble verloren 4,2 Prozent, nachdem hier die Umsatzentwicklung laut Markteilnehmern in Schlüsselmärkten schwach ausgefallen war. Dazu gehöre vor allem das Geschäft mit Rasierbedarf. Außerdem teilte Procter & Gamble mit, von der deutschen Merck KGaA das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten für 3,4 Milliarden Euro zu kaufen. Für den US-Konzern ist die Übernahme eine der größten Akquisitionen der vergangenen Jahre.

American-Express-Höhenflug stützt Dow

Positive Signale von der Quartalsberichtssaison kamen von Alcoa und American Express. Alcoa wies etwas höhere Einnahmen aus als von Analysten erwartet. Der Nettogewinn sank zwar auf 150 von 225 Millionen Dollar, auf bereinigter Basis stieg er aber. Laut Alcoa hat sich das Preisniveau insgesamt verbessert. Den Ausblick hob Alcoa deswegen an. Die Aktie legte darauf um 1,4 Prozent zu.

American Express (AmEx) schossen um 7,6 Prozent nach oben. Das Kreditkartenunternehmen steigerte den Gewinn um 31 Prozent und verdiente netto 1,63 Milliarden Dollar. Die Einnahmen stiegen um 12 Prozent. Die Aktie war mit Abstand stärkster Gewinner im Dow und sorgte dafür, dass der sich besser hielt als die anderen Indizes.

Amazon verteuerten sich um 1,9 Prozent. Der Online-Händler liegt mit seinen Prime-Kunden laut den Analysten von Bairds "in line bis leicht über den Erwartungen". Mehr als 100 Millionen Prime-Kunden zahlen laut Amazon für besondere Dienstleistungen einen Aufschlag.

Moderate Gegenbewegung an den Rohstoffmärkten

An den Rohstoffmärkten war die Stimmung weiter gut, auch wenn die Preise für Produkte wie Aluminium und Nickel nach ihren kräftigen Vortagesgewinnen etwas zurückkamen. Die Ölpreise setzten ihre Anstiege zunächst fort, ehe auch hier die Aufschläge abbröckelten. Nach dem dreiprozentigen Anstieg am Vortag legte Brentöl um weitere 0,4 Prozent zu auf 73,75 Dollar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI gab um 0,4 Prozent nach auf 68,22. Die Preise befinden sich damit weiter im Bereich von Dreieinhalbjahreshochs.

Teilnehmer verwiesen auf einen verlangsamten Anstieg der US-Ölproduktion in der vergangenen Woche und stärker als gedacht gesunkene US-Lagerbestände. Für Fantasie sorgte auch ein Treffen zwischen Saudi-Arabien und Russland am Wochenende. Beide Länder hatten sich vor etwa 18 Monaten erfolgreich darauf geeinigt, die Produktion zu drosseln, um die Preise anzuheben. Nun müssen sich die beiden Ölschwergewichte über das weitere Vorgehen einigen. "Es ist normal, dass die Märkte vor dem Treffen zulegen und eine positive Rhetorik einpreisen", sagte Öl-Stratege Bjornar Tonhaugen von Rystad Energy.

Zehnjahresrendite nahe Jahreshoch animiert Dollar zu Zwischenspurt

Der Dollar legte zu Euro und Pfund etwas zu, gestützt von steigenden Anleihezinsen vor dem Hintergrund anziehender Inflationserwartungen. Der Konjunkturbericht "Beige Book" der US-Notenbank vom Vorabend zeigte ein weiter positives Bild der US-Konjunktur und steigende Preise im Stahlsektor. Der Euro kostete zuletzt 1,2349 USD, nachdem er im frühen Tageshoch schon an der 1,24er Marke gekratzt hatte. Zum Yen zeigte sich der Dollar einen Tick höher als am Vortag.

Am Anleihemarkt gaben die Notierungen weiter nach. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg um weitere 4 Basispunkte auf 2,91 Prozent. Als Auslöser verwiesen Marktteilnehmer zum einen auf die steigenden Ölpreise, zum anderen auf die steigenden Stahlpreise. Beide könnten Vorboten einer anziehenden Inflation sein, so dass die US-Notenbank ihren Zinserhöhungsprozess womöglich beschleunigen könnte. Im "Beige Book" war unter anderem die Rede davon, dass die Stahlpreise einen etwas stärkeren Preisauftrieb zeigten vor dem Hintergrund der beschlossenen Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA. Daten von Tradeweb zufolge impliziert die Rendite 10-jähriger inflationsgeschützter Anleihen mit 2,19 Prozent die höchste Inflationserwartung seit September 2014.

Der Goldpreis fiel um knapp 4 auf rund 1.344 Dollar, nachdem er am Vortag auf den höchsten Stand seit einer Woche gestiegen war. Er litt unter den steigenden Zinsen, weil die Goldanlage damit relativ an Attraktivität verliert.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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April 19, 2018 16:12 ET (20:12 GMT)

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