Alt 18.08.17, 09:57
Standard Moderate Kursverluste im Sog schwacher US-Vorgaben
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Die Aktienmärkte in Ostasien und Australien haben sich zum Wochenausklang den negativen Vorgaben der US-Börsen am Freitag nicht entziehen können. Allerdings fallen die Verluste längst nicht so heftig aus wie an der Wall Street. Marktteilnehmer sprachen von wieder erwachter Risikoscheu der Anleger. Davon profitierten sichere Häfen, zu denen vor allem der Yen gezählt wird.

An den US-Börsen hatte zunehmende Skepsis über die Fähigkeit von US-Präsident Donald Trump, versprochene wirtschaftsfreundliche Maßnahmen auf den Weg zu bringen, für Verstimmung gesorgt. Auslöser war, dass sich hochrangig besetzte Beratergremien des Präsidenten quasi aufgelöst haben wegen Trumps unklarer Positionierung mit Blick auf gewaltsame Übergriffe rechtsradikaler Gruppierungen. Hinzu kam als Belastungsfaktor der Terroranschlag in Barcelona mit mehreren Toten. Der Dow-Jones-Index verzeichnete in diesem Umfeld das größte Tagesminus seit drei Monaten.

Yen sorgt in Tokio zusätzlich für Druck auf die Kurse

Gesucht waren in dieser Gemengelage sichere Häfen. Allen voran galt das für den Yen. Der Dollar kostete zuletzt nur noch 109,14 Yen, über 1 Yen weniger als im Hoch am Vortag. Er liegt damit nur noch knapp über seinem Jahrestief. Beim ebenfalls oft als sicherer Hafen angesteuerten Gold tat sich dagegen wenig. Die Feinunze kostete zuletzt 1.293 Dollar, etwa 5 Dollar mehr als im US-Geschäft.

In Tokio verlor der Nikkei-225-Index 1,2 Prozent auf 19.470 Punkte und wies damit in der Region das größte Minus auf. Hier drückte zusätzlich der feste Yen auf die Stimmung, weil sich damit die Exportsituation japanischer Unternehmen verschlechtert. Der Nikkei-Index ist damit auf den niedrigsten Stand seit dem 2. Mai gefallen. Die Fundamentaldaten seien aber nicht schlecht und solide erwartete Ergebnisse japanischer Unternehme dürften den Markt nach unten absichern, zeigte sich Takashi Hiratsuka, Handelschef bei der japanischen Resona Bank, optimistisch.

In Seoul und in Schanghai zeigten sich die Indizes zum Ende des Tages nur wenig verändert, in Sydney wurde ein anfängliches gut 1-prozentiges Minus fast halbiert.

Für etwas Entspannung im Handelsverlauf habe gesorgt, dass Trumps Chef des Nationalen Rats für Wirtschaftsfragen, Gary Cohn, offenbar nicht beabsichtigt, sein Amt aufzugeben, hieß es. Entsprechende Gerüchte hatten an der Wall Street den Abwärtsdruck noch verschärft. Der frühere Goldman-Sachs-Manager war in der Vergangenheit von Trump auch als potenzieller Kandidat für den Chefposten bei der US-Notenbank genannt worden und gilt als mit entscheidende Figur zur Durchsetzung von Trumps Wirtschaftsplänen. Die Entwicklung an den Börsen zeige, dass die Marktakteure das Chaos in der Trump-Administration inzwischen genau verfolgten, sagten Marktteilnehmer.

"Es ist besser, außerhalb der USA nach Anlagemöglichkeiten zu suchen, wo das Momentum in Sachen Wachstum und Reformen größer ist", sagte Paul Flood, Portfoliomanager bei Newton Investment Management. Zudem seien die Bewertungen in den USA nach dem Wahlsieg Trumps sehr hoch gelaufen.

Lenovo für schwache Zahlen abgestraft

Unter den Einzelwerten lagen Lenovo im Späthandel in Hongkong 3,6 Prozent im Minus. Der chinesische Computerhersteller schrieb in seinem ersten Geschäftsquartal überraschend Verluste. Unter dem Strich stand ein Minus von 72 Millionen US-Dollar. Analysten hatten schwarze Zahlen erwartet.

Cathay Pacific setzten derweil ihren Kursanstieg fort und zwar um 2,0 Prozent. Die Fluglinie hatte mit ihren Quartalszahlen am Vortag zwar enttäuscht, mit ihrem Ausblick aber für Kursfantasie gesorgt. Zudem meldete Cathay zwischenzeitlich für Juli ein starkes Frachtvolumen.

Gut kamen in Hongkong die Halbjahreszahlen des Versicherers Ping An an. Der Kurs legte um 2,4 Prozent zu. Die Analysten der Deutschen Bank erhöhten in Reaktion darauf ihre Prognosen und raten weiter zum Kauf der Aktie. Die HSBC hob das Kursziel für die Aktie an. Vor allem das Neugeschäft von Ping An überzeugt die Analysten.

Von Gewinnmitnahmen sprachen Händler angesichts eines Kursrückgangs um 2,9 Prozent bei Chalco. Die Aktie habe kürzlich erst ein Siebenjahreshoch erreicht. Der Aluminiumproduzent hatte mitgeteilt, den Nettogewinn im ersten Halbjahr mehr als verhundertfacht zu haben. Dabei dürfte Chalco davon profitiert haben, dass Peking gegen Überkapazitäten in der Branche vorgeht.

China Unicom weiter ausgesetzt

Positiv reagierte der Markt auf die Übernahme des Hongkong-Geschäfts von Massmutal durch ein von Yunfeng Financial angeführtes Konsortium für 1,7 Milliarden US-Dollar. Durch den Deal ist Massmutal mit 25 Prozent an Yunfeng beteiligt. Hinter Yunfeng steht Alibaba-Gründer Jack Ma. Nach dem Hochschnellen um rund 25 Prozent auf ein 19-Monatshoch, kamen Yunfeng aber wieder deutlich zurück auf ein Plus von knapp 6 Prozent.

China Unicom waren weiter ausgesetzt und sollen dies einer Mitteilung des Unternehmens zufolge offenbar auch am Montag noch bleiben. Hintergrund sind Probleme bei der technischen Ausgestaltung der angekündigten Kapitalerhöhung um 11,7 Milliarden Dollar, bei der auch so namhafte Unternehmen wie Tencent, Alibaba und China Life mit im Boot sein sollen. Hintergrund ist, dass die Aktie sowohl in Schanghai als auch in Hongkong notiert ist. Unterdessen meldete China Unicom für das erste Halbjahr einen Anstieg des Nettogewinns um über 70 Prozent auf etwa 116 Millionen US-Dollar.

Für Korean Air ging es dagegen in Seoul um 3,5 Prozent abwärts. Hier habe belastet, dass der Unternehmenschef und seine Frau von der Polizei vorgeladen worden seien, sagten Marktbeobachter. Ihnen werde vorgeworfen, Unternehmensgelder veruntreut und in die Renovierung des eigenen Hauses investiert zu haben.

In Sydney gewannen Primary Health Care gegen den negativen Tagestrend fast 3 Prozent, nachdem der Gesundheitskonzern mit seinem Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft de Erwartungen erfüllt hatte.

In Mumbai knickte der Kurs von Infosys um rund 9 Prozent ein, nachdem der Vorstandsvorsitzende des indischen IT-Unternehmens zurückgetreten ist. Er begründete den Schritt mit dem Widerstand gegen Veränderung, der sich in dem zweitgrößten indischen Software- und Outsourcing-Unternehmen ausgebreitet habe.

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August 18, 2017 04:03 ET (08:03 GMT)

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