Alt 10.02.18, 07:00
Standard So tickt die Börse: Zinsanstieg führt zu Aktienmarktcrash, der durch Liquidationen verstärkt wird
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Also nur ganz kurz: In den USA sind die Löhne überraschend stark angestiegen. Anleger fürchten nun, dass die drei von der US-Notenbank in Aussicht gestellten Zinserhöhungen des laufenden Jahres nicht ausreichen könnten, vielleicht wird der Leitzins viermal angehoben. Dann wäre das Zinsniveau hoch genug, um nach vielen Jahren erstmals wieder eine vernünftige Alternative zum Aktienmarkt darzustellen. Und so begann eine Anpassung des Aktienmarktniveaus in den USA an den Anleihemarkt.

Nach Deutschland ist diese Welle natürlich übergeschwappt, denn an den US-Märkten sind jede Menge internationale Investoren engagiert, die ihre Positionen weltweit nun an die neuen Rahmenbedingungen anpassen.

Dabei sind jedoch einige Hedgefonds auf dem falschen Fuß erwischt worden. Seit Jahren spekulieren sie auf eine immer weiter fallende Volatilität an den Finanzmärkten und haben damit dicke Renditen eingefahren. Die Finanzprodukte, mit denen diese Spekulation betrieben wurde, gehen aber bei dem großen Volatilitätssprung der vergangenen Tage kaputt, es folgen Liquidationen. Dadurch wurde die oben ausgeführte Preisanpassung verstärkt.

Wir befinden uns also in einer technischen Korrektur, die inzwischen stärker durch Liquidationsverkäufe falsch positionierter Hedgefonds getrieben wird als durch die oben beschriebene Preisanpassung. Wir lange diese turbulente Korrektur anhalten könnte, ob sie vielleicht bereits ihr Tief gesehen hat oder wie eine anschließende Erholung aussehen könnte, das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann Ihnen aber ein paar Instrumente an die Hand geben, mit deren Hilfe Sie besser beobachten können, wo wir uns befinden.

Die Spekulation gegen Italien, Deutschland und - wie ich soeben erfuhr - auch gegen eine Reihe von holländischen Aktien durch den weltgrößten Hedgefonds machen die Sache nicht leichter. Die GroKo mit altbekannten Gesichtern sorgt ebenfalls kaum für Aufbruchstimmung.

Schauen wir uns einmal an wie sich die Indizes im Wochenvergleich geschlagen haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES 08.02.2018 Woche Δ Σ '18 Δ

Dow Jones 23.860 -8,9% -3,9%
DAX 12.260 -5,7% -5,1%
Nikkei 21.383 -8,1% -6,1%
Shanghai A 3.417 -5,8% -1,4%
Euro/US-Dollar 1,23 -2,0% 2,2%
Euro/Yen 133,59 -2,6% -1,0%
10-Jahres-US-Anleihe 2,85% 0,08 0,43
Umlaufrendite Dt 0,52% 0,06 0,24
Feinunze Gold $1.318 -2,3% 1,1%
Fass Brent Öl $64,78 -7,3% -2,7%
Kupfer 7.059 -0,6% -1,4%
Baltic Dry Shipping 1.106 -4,0% -19,0%
Bitcoin 7.935 -21,3% -42,9%



Der Dow Jones ist doch sage und schreibe 8,9% eingebrochen. Ich denke, das könnte der größte 5-Tagesverlust (Donnerstag bis Donnerstag) sein, den der Dow Jones seit 15 Jahren gesehen hat. Beim DAX schlägt das Pendel bei -5,1% an, der Nikkei sogar bei -8,1%.

Der Euro ist gegenüber dem US-Dollar um 2% zurückgekommen, eine willkommene Verschnaufpause. Auch gegenüber dem japanischen Yen konnte der Euro zulegen.

Auslöser des Crashs waren die Anleihen, deren Rendite ansprang: Die 10 Jahre laufende US-Anleihe notiert nun bei 2,85%. Die Marke von 3% gilt als magische Katastrophengrenze für den Aktienmarkt. Die Umlaufrendite in Deutschland ist auf 0,52% angestiegen, ein Plus von 0,2%punkte seit Jahresbeginn, das sind Welten in der Welt der Anleihen!

Der Goldpreis in US-Dollar ist angestiegen, umgerechnet in Euro ist er leicht gefallen. Heftig ist jedoch der Ölpreis eingebrochen, wie von mir vor einigen Wochen an dieser Stelle ausführlich gezeigt und in Aussicht gestellt.

Na und der Bitcoin verschwindet von den Titelseiten: -43% hat er in diesem Jahr bereits verloren, allein diese Woche -21%. Es ist noch zu früh für den Abgesang, doch es war richtig, diesen Markt den Spekulanten zu überlassen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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